Jana und Mogli sorgen als Schulhunde für viel Freude

Paw Patrol an der Tom-Mutters-Schule in Kempten

Die Tom-Mutters-Schule (TMS), das private Förderzentrum mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung der Lebenshilfe Kempten, setzt seit mehreren Jahren auf vierbeinige Unterstützung bei der pädagogischen Arbeit: Die Schulhunde Jana und Mogli. Gemeinsam mit ihrer Besitzerin Ulrike Fohrer, die als Lehrerin an der Schule arbeitet, sind die beiden in zwei Hundekooperationsklassen im Einsatz und konnten schon einige Erfolge erzielen.

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Ulrike Fohrer mit ihren beiden Schulhunden, Elo Jana (links) und Pudelmix Mogli (rechts) auf der Dachterrasse der Tom-Mutters-Schule.Bild: Lebenshilfe Kempten
„Ich bin der Schulleitung und der Lebenshilfe Kempten für das Vertrauen, das Sie dem Hunde-Projekt von Anfang an entgegengebracht haben, sehr dankbar“, betont Ulrike Fohrer. Sie hatte vor über fünf Jahren die Idee, die tiergestützte Pädagogik an der Schule zu starten. „Ich habe oft gesehen welche öffnende Wirkung Tiere auf Menschen und speziell auch auf unsere Schülerinnen und Schüler haben“, erzählt sie. „Darum hatte ich den Vorschlag, das Schulhund-Projekt an der Tom-Mutters-Schule zu starten und war bereit, das zu übernehmen.“

Nach der ersten Schulhündin, Elo-Dame Jana, suchte sie rund 1,5 Jahre. Die Hunderasse muss bestimmte Eigenschaften haben, insbesondere ausgeglichen und zugänglich sein. Jana erfüllt diese Voraussetzungen mit Bravour, auch wenn sie schüchtern ist. Zu Anfang hält sie lieber Abstand und nähert sich den Schülerinnen und Schülern langsam an. Pudelmix Mogli, der das Schulhund-Team seit knapp zwei Jahren ergänzt, ist anders. Er ist kleiner als Jana und rennt gerne auf neue Gesichter zu, um sich eine ausgiebige Streicheleinheit abzuholen. „Mit den beiden haben wir eine gute Mischung. Mit ihrer ruhigen Art ist Jana für einen Teil unserer Schülerschaft, der langsamer in der Wahrnehmung ist, und in der Einzelförderung super geeignet. Mogli dagegen kommt denen entgegen, die im Spiel Hemmungen abbauen und Körperkontakt suchen“, berichtet Ulrike Fohrer.

Förderung in der sozial-emotionalen Entwicklung oder in der Motorik

An der TMS gibt es zwei Hundekooperationsklassen, pro Hund eine. Das bedeutet aber nicht, dass die beiden jeden Tag in der Schule sind. Es gibt einen Tag pro Woche und Klasse, an dem der Hund im Einsatz ist sowie den Freitag, an dem Jana Einzelförderung macht. Donnerstagnachmittag bietet Ulrike Fohrer zusätzlich Hundesport für Zwei- und Vierbeiner an.

Die tiergestützte Pädagogik mit den Schulhunden läuft in den meisten Fällen bewusst unbewusst ab. „Vieles passiert für die Schülerinnen und Schüler nebenher, von uns gesteuert, und sie merken nicht, dass sie gerade etwas lernen“, fasst Ulrike Fohrer zusammen. „Ein schönes Bild ist immer, wenn ein Schüler konzentriert mit der einen Hand schreibt und mit der anderen Hand entspannt den neben ihm sitzenden Hund streichelt.“

Vor Unterrichtsbeginn oder in der Pause werden kleine Spiele mit den Hunden gemacht. Diese zielen vor allem auf den motorischen Bereich, etwa, wenn in Bechern Leckerli weitergegeben werden, die nicht runterfallen dürfen. Alles Weitere, beispielsweise Angstbewältigung oder ins Sprechen kommen, geschieht im Alltag wie von selbst.

Einzelförderung fördert Schüler und Hund

In der Einzelförderung wird konkret mit einer Schülerin oder einem Schüler gearbeitet. Was gefördert wird, ist unterschiedlich und wird von Ulrike Fohrer mit der Klassenlehrerin oder dem Klassenlehrer im Vorfeld abgesprochen. „Wir haben zum Beispiel einen Schüler mit Konzentrationsproblemen. Ihn habe ich freitags mit Jana verschiedenfarbige Parcours durchlaufen lassen. Da musste er sich eine längere Zeit am Stück konzentrieren, dass sowohl er als auch der Hund in der Spur bleiben. Danach waren beiden ziemlich erledigt“, beschreibt Ulrike Fohrer.

Anspruchsvolle Ausbildung

Damit aus Hunden Schulhunde werden, ist eine anspruchsvolle Ausbildung nötig. Im ersten Schritt muss der „normale“ Hundeführerschein erfolgreich bestanden werden. Das ist Voraussetzung für die Ausbildung zum Schulhund. Die Ausbildung beinhaltet theoretische Wissensvermittlung für den Menschen sowie eine praktische Ausbildung für Zwei- und Vierbeiner. Der theoretische Teil umfasst rund 40 Arbeitsstunden und muss mit einem Test abgeschlossen werden. Vermittelt werden Wissen über Hunde, über Körpersignale der Tiere, Gesetzeslagen etc. Im praktischen Teil wurde insbesondere der Umgang der Tiere mit unerwarteten Situationen trainiert. Dafür ging es an belebte Orte wie Bushaltestellen zur Rush Hour, auf dem Hundeplatz fuhren Fahrräder oder Rollstühle mit Geräuschen eng an den Tieren vorbei oder es wurde plötzlich ein Schirm aufgespannt. „Die Sicherheit der Kinder hat oberste Priorität“, betont Ulrike Fohrer. „Es muss klar sein, dass der Hund in unerwarteten Momenten ruhig reagiert.“ Finanziert wird das Schulhundprojekt von der Lebenshilfe Kempten über Spendengelder.

Die Kinder und Jugendlichen freuen sich über ihre vierbeinigen Unterstützungskräfte. „Spätestens um Weihnachten sind auch die Schülerinnen und Schüler, die zu Schuljahresbeginn zurückhaltender waren, meistens voll mit dabei und trauen sich, auf die Hunde zuzugehen“, erzählt Ulrike Fohrer. „Für mich ist das der schönste Effekt. Wenn sich Menschen aufgrund des Kontakts mit den Hunden Neues zutrauen und eine innere Begrenzung überschreiten können.“