Kemptener suchen Straßennamen

ödp-Fraktion Kempten bringt ehem. Geistlichen und Stadtrat ins Spiel

Im vergangen Jahr entbrannte im Kemptener Stadtrat ein Streit über die Umbenennung der Knussertstraße in Kempten Ost. Die Straße verbindet die Kaufbeurer Straße mit dem Schuhmacherring und ist links und rechts der Gehwege stark mit Unterholz bewachsen. Lediglich eine Zufahrt zu einer Anwohnertiefgarage biegt in der Mitte von der rund 500 Meter langen Straße ab. Mit einer Mehrheit von 29:10 Stimmen beschloß der Kemptener Stadtrat 2020 die Straße umzubenennen. Grund hierfür war die Nähe des bisherigen Namensgebers Richard Knussert zur Politik der Nationalsozialisten in der Zeit von 1933 bis 1945. Für viele galt Knussert als überzeugter Nationalsozialist. Nach dem Krieg und zur Gründung der BRD wurde er 1949 als Lehrer in den Staatsdienst übernommen. Bei der endgültigen Abstimmung im Stadtrat stimmten Freie Wähler, FDP, Grüne und SPD, die sogenannte „Alianz", für eine Umbennung der Straße, die CSU sah für eine endgültige Entscheidung noch mehr Bedarf an Recherche zur Person Knussert. Die Christsoziale Fraktion blieb in der Abstimmung im Stadtrat der Allianz unterlegen. Nun sind die Würfel gafallen, die Straße wird unbenannt. Das gibt zum einem den Befürwortern ein gutes Gefühl, bedeutet aber für die Anwohner, dass sie sich nach offiziellen Inkrafttreten eines neues Straßenamens (Amtsblatt Kempten) in einem Zeitfenster von i.d.R. einem Jahr um die notwendigen Adressänderungen in Personalausweis und Fahrzeugschein kümmern. Wie bei einem Umzug sollten alle notwendigen Stellen informiert werden. I.d.R. bleiben diese Anträge für die Bürger kostenfrei. Der ödp-Stadträte Franz-Josef Natterer-Babych und Michael Hofer haben nun mit einem Antrag an Oberbürgermeister Thomas Kiechle einen weiteren Vorschlag für eine Nachfolgebenennung ins Spiel gebracht. Natterer-Babych favorisiert den Namen des Geistlichen Franz Xaver Weiher. In ihrem Antrag begründen die ödp-Stadträte ihren Vorschlag und gehen auf die Vitae des möglichen Namensgeber ein. Nachfolgend der Antrag von Franz Josef Natterer-Babych und Michael Hofer im Wortlaut:

Anträge zur Umbenennung der Knussertstraße in „Franz- Xaver-Weiher-Straße“ sowie der Einbindung der Anwohner in den Umbenennungsprozess

Anträge:

1. Die Knussertstraße möge in Franz-Xaver-Weiher-Straße umbenannt werden.
2. Die Anwohner sollen ebenso Benennungsvorschläge einbringen können.
3. Alle Anwohner (auch Kinder und Jugendliche) sollen durch ein Votum ihren bevorzugten zukünftigen Straßennamen wählen. An diesem Votum orientiert sich der Stadtrat in der Entscheidungsfindung.

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr geehrte Damen und Herren,

die Freinacht ist eigentlich dafür bekannt, dass jeglichen Schabernack die Umgebung überzieht. Nicht immer jedoch ist dies der Fall, wie diese vergangene Freinacht, in der sich Personen einen direkten Hinweis auf einen potentiellen Namen für die in Kempten Ost zu findende Knussertstraße geben. Hier haben sich Unbekannte erlaubt einer Namensgebung durch den Stadtrat zuvor zu kommen und haben für kurze Zeit den Namen des Geistlichen Rats Franz Xaver Weiher verwendet, um die Straße Franz-Xaver-Weiher-Straße zu nennen.

Nach einer kurzen Recherche wurde klar, dass man bei der Umbenennung der Knussertstraße den ehemaligen Pfarrer, Studienrat, Stadtrat, und intensiv ehrenamtlich engagierten Menschen wie Hochwürden Franz Xaver Weiher unbedingt in Erwägung ziehen sollte. So stechen nicht nur das intensive und erfolgreiche dienstliche Engagement ins Auge, sondern auch die ehrenamtlichen Tätigkeiten denen er nachkam. Die Tätigkeiten beim Roten Kreuz führten dort zu vielen positiven und richtungsweisenden Entwicklungen im Dienste der Menschen für Menschen und vor allem für die Menschen in Not.
Die Auszeichnungen durch das Bayerische Rote Kreuz sprechen für Ihn.
Redet man mit den Zeitzeugen aus der aktiven Zeit von Franz Xaver Weiher, so bekommt man durchgehend ein überaus positives Bild seiner Persönlichkeit in der katholischen Kirche, seinem Engagement für das Ehrenamt sowie der Hilfe für alle Menschen der gesamten Gesellschaft vermittelt.

Da sich die Knussertstraße in unmittelbarer Umgebung zur ehemaligen Wirkungsstätte von Pfarrer Franz Xaver Weiher, der Kirche St. Ulrich in Kempten befindet, liegt es nahe, dass die Straße zukünftig in Franz-Xaver-Weiher-Straße umbenannt wird.
Da dieser Vorschlag auf etwas ungewöhnliche Art an uns herangetragen wurde, bietet es sich an, dass die Anwohner mit in die Namensfindung eingebunden werden und ebenso Vorschläge unterbreiten können. Diese Vorgehensweise erscheint uns vernünftig, da es sich nicht um eine Neubaustraße handelt, welche für gewöhnlich noch keine Anwohner hat. Weiter erscheint uns das Einbeziehen der Anwohner in den Namensfindungsprozess sinnvoll, um den zukünftigen Namen und den geschichtlichen Hintergrund der Straßenumbenennung gesellschaftlich breiter aufarbeiten zu können.

Nach der Sammlung der weiteren möglichen Namensvorschläge und der Prüfung soll die entsprechende Beschlussfassung ein Votum der Anwohner berücksichtigen. Für die Einholung des Votums sind alle Anwohner der jetzigen Knussertstraße einzubeziehen. Das Votum soll so ausgestaltet werden, dass alle Altersgruppen daran teilnehmen können, auch Kinder und Jugendliche. Aus juristischer Sicht kann aus diesem Votum keine Verpflichtung des Stadtrats für die nachfolgende Beschlussfassung abgeleitet werden, jedoch empfiehlt es sich, dass der Stadtrat bei der Beschlussfassung zur Namensgebung dem Votum der Anwohner folgt.
Wir sind uns bewusst, dass schon viele Diskussionen über die Straßenumbenennungen erfolgt sind. In diesem Fall sehen wir es als vorteilhaft an, dass in die Umbenennung der Straße die Anwohner bewusster einbezogen werden und ihr Votum für den zukünftigen Straßennamen abgeben.