Local Hero: Marcus Staib von der Bäckerei Staib

„Ich versuche immer fair zu sein!“

Er trägt Verantwortung gegenüber 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, der Großteil seiner Produkte wird nach überlieferten Original-Rezepturen hergestellt. Die Rede ist von Marcus Staib, der die 1934 in Ulm gegründete Bäckerei Staib zusammen mit seiner Schwester Regina Schlecker-Landmann bereits in der dritten Generation führt. Das Familienunternehmen erweist sich nicht nur als traditionelle Bäckerei, sondern auch als wichtiger Arbeitgeber für die Region. So hat die Ulmer Bäckerei Staib als eines der ersten Unternehmen bundesweit Lehrstellen für Migranten angeboten. Und das wird honoriert. Wir haben mit Marcus Staib über Tradition, Zukunft und Privatleben gesprochen.

TRENDYone: Erzählen Sie uns doch ein wenig über sich?
Marcus Staib: Ich bin Bäcker- und Konditormeister in der dritten Generation. Mein Großvater hat die Bäckerei 1934 gegründet. Nach meiner Lehre zum Bäcker und Konditor, habe ich im Jahr 1999 zusammen mit meiner Schwester den Familienbetrieb übernommen. Heute bin ich verheiratet und habe zwei Kinder im Alter von acht und neun Jahren.

Was prägt Ihr Leben ganz besonders?
Meine zwei Meisterbriefe haben mich sehr verändert und geprägt. Ein weiterer Meilenstein war die Firmenübernahme. Damals war ich 27 Jahre alt und musste von da an Verantwortung für das Unternehmen übernehmen. 

Was bedeutet es für Sie, einen so großen Betrieb mit einer langjährigen Tradition zu führen?
Es ist eine große Last. Schließlich muss man den Vorgängern beweisen, dass man das Familienunternehmen genauso erfolgreich weiterführen kann. Auf der anderen Seite hat man die Unterstützung der Familie. Das heißt, dass man auf einen jahrzehntelangen Erfahrungsschatz zurückgreifen kann. Ein Familienunternehmen bringt also Vor- sowie Nachteile.

Was gefällt Ihnen am besten an Ihrer Tätigkeit?
Am besten gefällt mir, dass sie so abwechslungsreich ist. Das liegt daran, dass eine Bäckerei nicht nur produzierendes Gewerbe ist, sondern ein Unternehmen, in dem Produktion und Vertrieb unter einem Dach sind. Es macht riesig Spaß, so viele verschiedene Aufgaben zu bewältigen.

Sie wurden kürzlich mit dem Integrationspreis ausgezeichnet? Was bedeutet das für Sie?
Wir wurden bisher zwei Mal ausgezeichnet. Einmal mit dem Integrationspreis des Mittelstandes. Hier fand die Preisübergabe in Berlin statt, überreicht wurde er von der Staatsministerin Özoguz. Aktuell sind wir für den Deichmann Förderpreis nominiert, dessen Preisübergabe am 8. November ist. Wir wissen bereits, dass wir einen der ersten drei Plätze erreicht haben. Welcher Platz es genau sein wird, erfahren wir im November in Düsseldorf. Auf beide Auszeichnungen sind wir sehr stolz.

Warum haben Sie sich dafür entschieden, gerade Flüchtlinge in Ihrem Unternehmen zu integrieren?
Im Bäckerhandwerk gibt es Nachwuchsprobleme. Zunächst hatten wir uns überlegt, Mitarbeiter aus europäischen Ländern mit hoher Jungenarbeitslosigkeit zu uns zu holen. Auf Nachfrage bei der Handwerkskammer wurde uns berichtet, dass hierbei die Abbruchquote bei den Jugendlichen bei über 60 Prozent liegt. Das liegt daran, dass man Jugendliche erst einmal dazu motivieren muss, ins Ausland zu gehen. Sie kommen aus einem intakten, sozialen Umfeld und so scheitern viele junge Menschen daran, so weit von Familie und Freunden getrennt zu sein. Also haben wir uns darauf konzentriert, Leute einzustellen, die schon da sind und ihre Heimat bewusst verlassen haben. Im Jahr 2015 haben wir dann drei Flüchtlinge gefunden, die zu diesem Zeitpunkt schon über 14 Monate in Deutschland verbracht und auch mehrere Deutschkurse besucht haben. Das Ergebnis ist so positiv, dass wir in diesem Jahr erneut Flüchtlinge eingestellt haben. Momentan bilden wir elf Flüchtlinge in unterschiedlichen Lehrjahren aus. 

Was ist Ihr Lebensmotto?
Ich versuche immer fair zu sein, da ich der Meinung bin, dass man sich im Leben mehr als einmal trifft. So versuche ich immer nachhaltig und langfristig zu handeln.

Welche Projekte planen Sie als nächstes?
Natürlich möchte ich die Firma noch etwas ausbauen. Die wohl größte Aufgabe in den nächsten Jahren wird wohl das Fachpersonal sein. Ich bin der Meinung, dass durch den Nachwuchsmangel die Expansion im Bäckerhandwerk eher eingebremst wird, als alles andere drum herum. 

Welches Gebäck ist Ihr Lieblingsteil?
Das ist eine Frage, die politisch brisant ist, denn eigentlich bin ich von allen unseren Backwaren überzeugt. Persönlich bin ich großer Fan des Opa Markus Brot, das ich nach meinem Großvater benannt habe und eine Originalrezeptur von ihm ist. Außerdem finde ich das Provence Baguette sehr gut sowie verschiedene Saisonprodukte. Für diesen Herbst haben wir uns ein Brot ausgedacht, das mit Linsen gebacken wurde. Das finde ich wahnsinnig gut und bin gespannt, wie es die Kunden finden werden.