Leitungswasser vs. Mineralwasser oder einfach nur Geschmackssache?

Darauf können Verbraucher achten

Schon seit Kindertagen heißt es: „Trinken ist das A und O“. Und zwar im gesündesten Fall: Wasser. Egal ob aus der Leitung oder der Flasche, mit oder ohne Gas, ob to go oder aus dem Lieblingsglas – der klare, kalorienfreie, reine Durstlöscher bestimmt unser tägliches Leben. Eben schon immer. Wasser hinterfragen? Das machen nicht viele. Doch wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Wie viel sollte jeder Mensch trinken? Und was?

Kopfschmerzen, Konzentrations- und Kreislaufprobleme, trockene Haut, dunkler Urin – Flüssigkeitsmangel hat viele Formen. Deshalb ist es wichtig, genügend zu trinken. Doch wie viel genau? Der Körper besteht bis zu 60 Prozent aus Wasser, kann diese Menge aber nicht speichern. Ca. zweieinhalb Liter Flüssigkeit werden täglich über Nieren, Darm, Lunge und Haut ausgeschieden – bei Hitze, körperlicher Betätigung oder Krankheiten wie Durchfall sogar noch mehr. Um den Wasserhaushalt konstant zu halten, muss also Wasser zugeführt werden: Zwei bis drei Liter Flüssigkeit sollten es für einen gesunden Erwachsenen pro Tag schon sein. Als erster Richtwert gelten 35 Milliliter pro Kilogramm Körpergewicht, bei Säuglingen und Kindern ist es sogar noch etwas mehr. 

Keine Sorge: Das muss man nicht alles trinken. Rund 300 Milliliter kann der Körper selbst herstellen. Etwa einen Liter Wasser bekommt er über feste Nahrung zugeführt. Äpfel, Gemüse und Kartoffeln enthalten zum Beispiel ca. 70 Prozent Wasser, Gurken sogar 95 Prozent. Übrig bleibt der Merkwert von gut ein bis eineinhalb Liter, die getrunken werden sollten. Experten raten jedoch, auf das eigene Gefühl zu hören: Trinken, wenn man durstig ist! Denn zu viel ist auch nicht gesund. Bei schweren Krankheiten ändert sich der Wert ebenfalls – dann sollte die optimale Wasserzufuhr mit dem Arzt besprochen werden. 

Und was sollte getrunken werden? Neben den verschiedenen Wassersorten sind besonders ungezuckerte Früchte- und Kräutertees sowie Gemüse- und Obstsäfte zu empfehlen. Sie liefern wichtige Vitamine und Mineralstoffe. Um den hohen Zuckergehalt von Säften zu verringern, sollten sie mindestens zur Hälfte mit Wasser verdünnt werden. Bestes Verhältnis zwischen Saft und Wasser liegt bei 1:2 bis 1:3. Kaffee und schwarzer Tee sind zwar nicht ungesund, mehr als vier bis fünf Tassen sollten es am Tag aber nicht sein. Zuckerreiche Limonaden oder Cola sind keine Durstlöscher – ebenso nicht-alkoholische Getränke. Übrigens: Alkohol erhöht den Flüssigkeitsbedarf! Ein halber Liter Wasser ist so beispielsweise nötig, um ein Glas Whisky zu verarbeiten. 

Wem es schwer fällt, seine eineinhalb Liter Flüssigkeit pro Tag zu trinken, kann sich am sogenannten „Trinkfahrplan“ der Techniker Krankenkasse orientieren. Die empfohlene Trinkmenge könnte beispielsweise folgendermaßen erreicht werden:

Morgens: ein bis zwei Tassen Kaffee oder Tee

Vormittags: ein Glas Saft, Buttermilch oder Molke

Mittags: eine Tasse Suppe oder Brühe UND ein Glas Mineralwasser oder Saftschorle

Nachmittags: eine Tasse Kaffee UND ein Glas Wasser

Abends: ein bis zwei Tassen Frucht-/Kräutertee UND ein Glas Wasser

Was für unterschiedliche Wassersorten gibt es?

Mineralwasser kommt aus unterirdischen Quellen, wird dort direkt abgefüllt und ist amtlich anerkannt. Es ist von ursprünglicher Reinheit und aufgrund des natürlichen Gehalts an Mineralien ernährungsphysiologisch wirksam. Natürliches Mineralwasser muss besonders viele Auflagen erfüllen – bis zu 200 Einzeluntersuchungen sind nötig, bis die attestierte Reinheit gegeben ist. Kontrollierte Qualität steht hierbei im Fokus. Um natürliches Mineralwasser zu erreichen, muss teilweise tief in den Boden gebohrt werden. Zum Beispiel stammt das Gerolsteiner Mineralwasser aus Quellen von bis zu 250 Meter Tiefe.

Quellwasser hingegen muss nicht ursprünglich sein, muss keine gleichbleibende Menge an Mineralien enthalten und ist ohne amtliche Anerkennung. Trotzdem kommt es aus einer unterirdischen Quelle und wird dort abgefüllt. 

Leitungswasser stammt meist aus Grund- und/oder Oberflächenwasser wie Seen, Talsperren oder Uferfiltrat. Es muss in der Regel aufbereitet werden, bevor es zum Verzehr 
geeignet ist. Dabei sind viele Behandlungsverfahren und chemische Zusätze nötig, die aber erlaubt und zugelassen sind. Tafelwasser ist sozusagen eine künstliche Wassermischung. Leitungswasser und andere Zusätze wie Salzwasser oder Mineralwasser werden dafür verwendet. Es ist daher nicht an eine bestimmte Quelle gebunden, darf an jedem Ort hergestellt und abgefüllt werden und braucht keine amtliche Anerkennung. Tafelwasser darf auch über Zapfanlagen angeboten und in größeren Behältern transportiert werden. 

Übrigens: In Deutschland regelt die Mineral- und Tafelwasser-Verordnung (MTVO) wie natürliches Mineralwasser, Quellwasser und Tafelwasser beschaffen sein, abgefüllt, analysiert und gekennzeichnet werden müssen.

Was ist gutes Wasser? Und wie sehe ich es?

Mineralwasser ist der König unter den Wassersorten: Die Wasservorkommen sind vor Verunreinigungen geschützt, das Wasser ist frei von Krankheitserregern und besitzt bestimmte Mineralien und Spurenelemente. Von Deutschland wurden bisher über 800 natürliche Mineralwässer amtlich anerkannt. Die meisten von ihnen stammen aus Quellen, die sich in Deutschland befinden: Unter anderem aus bayerischen Quellen wie München, Augsburg, Dasing, Ingolstadt, Fürstenfeldbruck, Bad Windsheim, Bad Reichenhall, Ustersbach, Thannhausen, Straubing oder Gessertshausen. Der Rest von ihnen kommt aus so genannten Drittländern – also aus Ländern, die nicht der Europäischen Union angehören. 

Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit empfiehlt Verbrauchern, bei Mineralwasser auf das Etikett zu achten. Darauf müssen folgende Angaben gemacht werden: 

Die Verkehrsbezeichnung: Sie gibt einen ersten Hinweis auf die Art des Mineralwassers. Sie kann „Natürliches Mineralwasser“ oder „Natürliches kohlensäurehaltiges Mineralwasser“ lauten. Wurde dem Wasser Kohlensäure zugesetzt, wird noch unterschieden in „Natürliches Mineralwasser mit eigener Quellkohlensäure versetzt“ oder „Natürliches Mineralwasser mit Kohlensäure versetzt“

Die Quelle: Hier sind der Ort und der Name der Quelle genannt

Der Analysenauszug: Angabe der analytischen Zusammensetzung unter Nennung der charakteristischen Bestandteile

Das Mindesthaltbarkeitsdatum

Das Behandlungsverfahren

Der Name des Brunnenbetriebes, des Importeurs oder des Vertreibers

Die Füllmenge

Stiftung Warentest hat im Juli dieses Jahres 30 Classic-Mineralwässer (test 7/2018) sowie 22 Medium-Mineralwässer (test 7/2017) getestet. Jedes zweite Wasser schnitt mit der Note gut ab, darunter auch viele günstige Produkte. Neben Geschmack, Geruch und Aussehen wurden auch die mikrobiologische Qualität untersucht und geprüft, ob die Mineralwässer kritische Stoffe oder oberirdische Verunreinigungen enthalten. Das Fazit: „Vier der fünf besten Classic-Mineralwässer kosten nur 13 Cent je Liter“. Dabei handelte es sich um ein Produkt von Aldi Süd (Aqua Culinaris Kurfels), zwei von Netto Marken-Discount (Naturalis Vitalbrunnen und Naturalis Quintus-Quelle) sowie ein Produkt von Rewe (Ja aus der Waldquelle). Das beste Wasser einer Traditionsmarke stammte von Adelholzener: Mit einem Preis von 61 Cent pro Liter ist es allerdings fast fünfmal teurer als die günstigen Testsieger.

Leitungswasser oder Mineralwasser?

Im Fokus der Wasserdiskussionen findet sich oft das Leitungswasser wieder. Gerade im Vergleich mit Mineralwasser wissen viele nicht so recht weiter. Für das Leitungswasser spricht zum einen der Preis: Ein abgefüllter Liter kostet bis zu 70 Cent, ein Liter Leitungswasser nur einen halben Cent. Zum anderen fehlt die Verpackung – das ist umweltfreundlicher und teilweise auch plastikeinsparend. Auch die Landwirtschaft beeinträchtigt das Leitungswasser nicht: Ackergifte, Pestizide oder Abbauprodukte ließen sich nicht nachweisen. Außerdem stellten Verbraucherschützer von Stiftung Warentest vor zwei Jahren fest, dass die meisten käuflichen Mineralwasser nicht einmal mehr Mineralien enthalten als Wasser aus der Leitung. 

Doch der Mineralstoffgehalt und der Wassergeschmack sind ortsabhängig. Der gute Stoffgehalt sollte auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Wasser aus dem Hahn dennoch zahlreiche Rückstände von Chemikalien, Arzneimitteln, Pestiziden oder auch Kontrastmitteln aus Röntgenuntersuchungen birgt. Vor allem bei Säuglingen ist Vorsicht geboten: In Regionen mit hohem Nitratgehalt sollte auf ein anderes, nitrat- und mineralienarmes Wasser zurückgegriffen werden. Was Keime und kritische Substanzen betrifft, garantieren die Wasserwerke einwandfreies Leitungswasser bis zum Hausanschluss – ab da ist der Eigentümer verantwortlich. Blei- und neue Kupferrohre können das Wasser verunreinigen. Das ist immer seltener, ein Risiko besteht aber. Der Vorteil an Mineralwasser? Es kann die eigenen Bedürfnisse individuell stillen: Bei Laktose-Intoleranz kann der Kalziumbedarf zumindest teilweise über das passende Mineralwasser kompensiert werden. Bei Verdauungsproblemen kann ein Wasser mit hohem Sulfat-Gehalt helfen. 


Fest steht: Leitungswasser ist in Deutschland generell unbedenklich. Es ist sogar das am strengsten kontrollierte Lebensmittel. Mehrmals täglich muss die Qualität geprüft werden – die Anforderungen gehen über die Vorschriften, die für Mineralwasser gelten, hinaus. Fazit: Leitungswasser ist unbedenklich! | Text: Franziska Niebert