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Gold Ochsen Geschäftsführerin Ulrike Freund im Interview

„Dranbleiben ist die Devise“

Am 13. Mai 2021 feierte Ulrike Freund ihr 30-jähriges Jubiläum als Geschäftsführerin der Brauerei Gold Ochsen. Seitdem ihr die Verantwortung von ihrem Vater August Leibinger III. 1991 übertragen wurde, hat sie alles darangesetzt, das Ulmer Traditionsunternehmen auf Kurs zu halten. Zahlreiche Preise und Auszeichnungen für die Produkte aus Ulm sprechen für sich. Ulrike Freund ist mehr als nur Brauereichefin. Ihr starkes unternehmerisches wie gesellschaftliches Engagement findet seit jeher weit über die Grenzen Ulms hinaus Anerkennung. Im Interview sprach sie über ihre Verbindung zur Brautradition und ihre positiven Blick in die Zukunft – trotz Pandemie.

TRENDYone: Im Alter von 36 Jahren wurden Sie von Ihrem Vater zur Geschäftsführerin der Brauerei Gold Ochsen ernannt. Diese leiten Sie bis heute erfolgreich in fünfter Familiengeneration. Kann man sagen, dass Ihnen die Liebe dazu in die Wiege gelegt wurde? 

Ulrike Freund: Natürlich hat die Brauerei schon immer das Leben meiner Familie bestimmt. Sie war der ganze Stolz meines Vaters, der sie selbst 1940 vom Großvater übernommen hatte und ihr nach harten Kriegsjahren und großer Zerstörung durch die Bombenangriffe im Dezember 1944 zu neuem Glanz verhalf. Insofern war die Kindheit von mir und meinen drei Geschwistern klar davon geprägt. Allerdings hatte ich mir meine eigene berufliche Laufbahn ursprünglich mal ganz anders vorgestellt. Nach einer in Ulm absolvierten Ausbildung zur Bankkauffrau und dem Einstieg ins Arbeitsleben zog es mich 1978 für sieben Jahre nach München. Meine Rückkehr nach Ulm war dann eher ein Ergebnis der Umstände. Zum einen spielte meine persönliche Situation eine Rolle. Während ich in München meine berufliche Laufbahn im Bankwesen verfolgte, gründeten viele meiner Jugendfreundinnen eine Familie. Da kommt man automatisch an den Punkt sich zu fragen, wie es mit einem selbst weitergehen soll. Zudem wünschte sich mein Vater meine Rückkehr nach Ulm. Er eröffnete mir eine Position im Unternehmen, die ich schließlich annahm. Am 1. Januar 1985 stieg ich in die Brauerei ein und erfüllte zunächst die Aufgabe der Revision, 1988 erhielt ich Prokura. 

Wie sieht die Lage der Brauerei in der aktuellen Pandemielage genau aus und haben Sie jemals ähnliche herausfordernde Situationen in der Brauerei erlebt? 

Die Einschnitte durch den Wegfall der Gastronomie und Veranstaltungsgeschäfts sind immens – gerade bei den alkoholfreien Getränken. Beim Bier können die Verluste durch den Absatz von Flaschenware über den Handel noch einigermaßen ausgeglichen werden. Auch wenn wir hoffentlich mit einem blauen Auge davonkommen, sprechen wir sicher von der wirtschaftlich schwersten Zeit, die ich persönlich mit der Brauerei erlebt habe. Zwei Ereignisse der Vergangenheit waren ähnlich dramatisch: Das ist zum einen der durch Schweißarbeiten einer Fremdfirma auf dem Brauereigelände ausgelöste Großbrand im Jahr 2003, bei dem vier Gärtanks vollständig zerstört wurden. Der Sachschaden allein belief sich damals auf über eine Million Euro. Noch größer war der Schock 2013, als uns PepsiCo – wie allen anderen Abfüllungspartnern – nach fast 50-jähriger, guter Zusammenarbeit die Konzession aufgekündigt hat. Das war ein harter Schlag. Die beiden Beispiele zeigen jedoch, dass es vor allem darauf ankommt, nicht den Kopf in den Sand zu stecken. Auswege aus brenzligen Situationen gibt es, auch wenn es dafür manchmal eben eine große Portion Initiative, Ausdauer und Zusammenhalt braucht.

Glauben Sie, dass es eine Frau schwerer hat als ein Mann, in dieser Branche zu bestehen? 

Das kann ich gar nicht so genau sagen. Zahlenmäßig ist es sicher so, dass Männer in dem Umfeld nach wie vor stärker vertreten sind, gerade in Leitungspositionen. In der Geschichte der Familie Leibinger und der Brauerei Gold Ochsen war das aber nicht das erste Mal der Fall. So nahm beispielsweise meine Urgroßmutter nach dem Tod ihres Mannes zusammen mit ihrem Schwager die Zügel der Brauerei in die Hand. Eine Frau an der Spitze von Gold Ochsen ist also kein gänzlich neues Bild. Ich hatte eigentlich nie ein Problem damit, mich in meiner Position durchzusetzen. Allerdings erinnere ich mich durchaus an die ein oder andere Situation, in der mein Auftreten zu Irritation auf der (männlichen) Gegenseite führte. Vor vielen Jahren war ich einmal gemeinsam mit einem – mittlerweile im Ruhestand befindlichen – Prokuristen der Ulmer Getränke Vertrieb GmbH auf Kundentermin. Nachdem der Fokus im Vorfeld die meiste Zeit auf meinem männlichen Kollegen lag, fragte der Kunde dann irgendwann am Verhandlungstisch, ob ich die Sekretärin wäre. Nach Auflösung dieses Rätsels war es ihm sichtlich peinlich, die anschließenden Vertragsabschlüsse liefen gut. Vorkommnisse wie dieses gehören aber eher zur Ausnahme. Ich bin davon überzeugt, dass man sich – egal ob als Mann oder als Frau – Respekt vor allem mit Engagement für die Sache verdient.

Wofür engagieren Sie sich in der Brauerei?

Qualität und Nachhaltigkeit. Dies gilt vor allem bei den Produkten und Leistungen von Gold Ochsen. Die Herstellung in unserem Haus erfüllt höchste Standards. Hierfür kombinieren wir die handwerkliche Kunst des Bierbrauens mit ausgesuchten, regionalen Rohstoffen und modernster Technik. Das geht nicht ohne entsprechende Investitionen. Ein Großteil unseres Gewinns wird in die laufende Modernisierung gesteckt, das war schon bei meinem Vater so. Erst in diesem Jahr haben wir eine neue Abfüllanlage für Fässer in Betrieb genommen, trotz massiver Umsatzeinbußen durch Corona. Aber ich glaube, dass es nichts bringt, solche Themen schleifen zu lassen – eher im Gegenteil. Dazu muss ich allerdings sagen, dass die Brauerei trotz allem wirtschaftlich nach wie vor gut dasteht. Natürlich habe ich die Finanzen stets im Hinterkopf, die Unabhängigkeit von Banken war mir stets sehr wichtig.