Kein Sex vor der Ehe: Warten bis zur Hochzeitsnacht?

Sexuelle Enthaltsamkeit als Zeichen der Liebe

Wir leben in einer aufgeklärten Gesellschaft, in der Sex schon lange kein Tabuthema mehr ist. Bei der Einstellung jedoch gibt es deutliche Unterschiede. Manche Frauen und Männer wollen sich für den richtigen Partner aufheben, andere verstehen dies gar nicht. Doch was steckt hinter den jeweiligen Wünschen?

Früher war das ein fester Bestandteil in jeder Beziehung, heutzutage ist es kaum noch vorstellbar: auf den richtigen Partner zu warten. Vielen geht es darum, das Leben in vollen Zügen zu genießen, solange man noch jung ist. Zwar besteht kein Zwang, dennoch möchte man erst einmal austesten, was einem gefällt und vor allem was nicht. Außerdem geht es darum, herauszufinden, wer zu einem passt.

Rückschritt statt Fortschritt?

Kein Sex bis zur Ehe predigen viele Religionen schon seit Jahrhunderten,  trotz alledem scheinen sich immer weniger Paare für die Keuschheit bis zur Ehe zu entscheiden. Dennoch gibt es sie. Diejenigen, die sich nicht austoben und es ausprobieren wollen. Sie warten auf die wahre Liebe. Pfarrer Jimmy Hester rief die Aktion „True Love Waits“ in den USA ins Leben, um junge Menschen in der heutigen Zeit zu motivieren, bis zur Ehe enthaltsam zu leben und sich für den richtigen Partner aufzusparen.

Jimmy Hester verfolgt mit seiner Aktion ein weiteres Ziel: Anfang der 90er war die Zahl der Teenagerschwangerschaften sowie HIV-Infektionen so hoch, dass der Pfarrer etwas dagegen unternehmen wollte. Es entstand die Aktion, die junge Leute von der sexuellen Enthaltsamkeit vor der Ehe zu überzeugen sollte. Bis heute ist seine Kampagne weit verbreitet, Verbündete tragen den sogenannten „Purity Ring“ als Zeichen ihres Keuschheitsgelübdes.                                                  Auch Prominente wie Selena Gomez oder Justin Bieber haben ein solches Keuschheitsgelübde öffentlich in jungen Jahren erklärt, aber dann doch nicht bis zum Ende durchgehalten.

Das erste Mal als Zeichen der Liebe

Was genau treibt Menschen an, sich an die sexuelle Enthaltsamkeit vor der Ehe zu halten? Zunächst gibt es die, die aufgrund ihres Glaubens keusch bis zur Ehe leben, da Sex für sie etwas Besonderes und Heiliges bleiben soll. Ihr Motto: erst die Hochzeit, dann der Sex. Andererseits gibt es auch diejenigen, die Sex als Zeichen der Liebe ansehen und das mit dem Ehemann bzw. der Ehefrau gemeinsam erleben wollen. Somit steht die Jungfräulichkeit als Symbol für die Liebe und dient als Geschenk an den Liebsten. Andere wiederum haben zu viele Beziehungen in ihrem Umfeld scheitern sehen oder haben Bekannte, die aus Liebe leiden mussten. Manche sind außerdem der Meinung, dass eine Frau, die mit vielen Männern schläft, sich unter Wert verkauft und „billig“ sei. Jedoch kann auch nicht bewiesen werden, dass die Gleichung „Kein Sex = Kein Kummer“ funktionieren wird.

Kirche versus Evolution

Die Kirche sieht Sex als etwas Negatives an, sofern er ohne jegliche Art der Liebe vollzogen wird. Deshalb ist Sex laut der Kirche ein Tabu, wenn die Liebe fehlt. Aufgrund dessen, dass der Bund der Ehe heilig ist, also kirchlich geprüft und auch anerkannt ist, verliert Sex hierbei seine Bedrohlichkeit. Für gläubige Menschen ist der Segen der Kirche ein Kriterium, wovon viele Entscheidungen abhängen. Dazu gehört auch das Leben in sexueller Enthaltsamkeit vor der Eheschließung.

Jedoch erkannte bereits Darwin schon vor mehr als 150 Jahren, dass auch der Mensch tierische Instinkte hat. Menschen ziehen ihre Nachkommen gemeinsam mit beiden Elternteilen groß. Die Existenz der Familie wird gesichert, indem Eltern sich gemeinschaftlich um die Versorgung und um den Nachwuchs kümmern. Evolutionär bedingt, sind wir also auf die Fortpflanzung angewiesen und leben Instinkte aus. Dies verträgt sich aus kirchlicher Sicht nicht mit einem gläubigen Lebensstil, sofern keine Heirat vollzogen wurde.

Letztlich gilt es für jeden Einzelnen zu entscheiden, welche Form der Sexualität in welchem Rahmen zu einem passt. Generell gilt: Solange man selbst glücklich ist und keinen anderen in seiner Freiheit einschränkt, sollte jeder selbst seine Entscheidungen treffen können.

Sex vor der Ehe kann zu Kindern führen, bevor die rechtlichen Seiten des Bündnisses überhaupt abgeschlossen sind.

Text: Olga Machinsky

Sexuelle Enthaltsamkeit als Zeichen der Liebe. Einfach nur prüde oder durchaus sinnvoll?