Local Hero Allgäu: Manfred Rietzler im Interview

Eigentümer des Ludwigs Festspielhaus Füssen

Nachdem das Festspielhaus in Füssen Insolvenz angemeldet hatte und kurz vor der Schließung stand, wurde es 2016 von Manfred Rietzler gerettet. Der charmante Allgäuer, der in Bangkok wohnt und dort eine erfolgreiche IT-Firma leitet half somit einem Stück Kultur in seiner Heimat. Wir haben mit dem „Retter des Festspielhauses“ über Vergangenheit, Zukunftspläne und den unterschied zwischen „Heimat“ und „Daheim“ gesprochen.

Sie sind eigentlich Allgäuer, wohnen aber in Bangkok. Wie kam es zu diesem Umzug?
Ich bin gebürtiger Allgäuer, in Marktoberdorf geboren und dort auch aufgewachsen. Vor 15 Jahren bin ich aus unternehmerischen Gründen nach Thailand umgezogen. Im Bereich der Herstellung von Mikroelektronik war der asiatische Raum damals weltweit führend. Es war eine Notwendigkeit für mich und mein Unternehmen, von Asien aus zu starten und sich von dort aus weiterzuentwickeln. „Daheim“ ist für mich, da wo meine Familie und meine Freunde sind. Meine „Heimat“ ist und bleibt das Allgäu wo ich meine Wurzeln habe.

Sie werden oft als der Retter des Festspielhauses betitelt. Erzählen Sie uns weshalb.
Das Haus befand sich im Jahr 2016 in einer Insolvenz und stand unter dem Management eines Insolvenzverwalters. Aufgrund der schwierigen finanziellen Situation war es nicht mal mehr möglich, die Heizkosten zu bezahlen und eine Überwinterung ohne Heizung hätte die Bausubstanz definitiv nicht überstanden. An diesem Punkt kam ich ins Spiel und konnte es -Gott sei Dank- verhindern, dass dieses wunderschöne Gebäude kaputt geht. Dass ich dann tatsächlich Ende 2016 das Festspielhaus gekauft habe, entstand aus einer spontanen Bauchentscheidung heraus.

Ihr nächstes Projekt ist der Neubau eines Luxus-Hotels direkt neben dem Festspielhaus am Forggensee. Wie kam es zu dieser Idee und welche Chancen sehen Sie durch das Hotel für die Region? Welchen Anforderungen wird das Hotel entsprechen?
Als Unternehmer war mir von Anfang an klar, dass ein Geschäftsmodell eines alleinstehenden Festspielhauses mit seiner Insolvenz-Historie schwierig ist. Nach detaillierten Analysen und Fachgesprächen hat sich nun nach der zweiten Spielzeit herauskristallisiert, dass allein eine Querfinanzierung durch einen Hotelbetrieb die einzig sinnvolle und realistische Lösung ist.

Kritik an diesem Hotel kommt vor allem von Seiten der Naturschützer. Sehen Sie diese Kritik als berechtigt an?
Selbstverständlich nehme ich jede Kritik ernst. Mir geht es darum, ein nachhaltiges Geschäftsmodell zu finden, das den Erhalt des Festspielhauses langfristig sichert. Hierfür ist ein Hotel die einzige Möglichkeit. Auch mir geht es um den Erhalt dieses – unseres!- besonderen natürlichen Lebensraums und seiner Tier- und Pflanzenwelt  - die einmalige Lage des Festspielhauses ist sein größtes Kapital und jeden Schutz wert. Daher haben wir bereits in der Planungsphase ein besonderes Augenmerk darauf gelegt, zum einen so wenig wie möglich in die Natur einzugreifen und zum anderen auch für entsprechende Ausgleichsmaßnahmen zu sorgen.

Welche Herausforderungen sehen Sie jetzt und in der Zukunft für das Festspielhaus?
Das Festspielhaus ist eines der wenigen privat finanzierten Theater in Deutschland. Wir glauben aber an unser Erfolgsmusical Ludwig2 und mein Team und ich arbeiten mit einer großen Portion Herzblut und viel Engagement daran, Ludwigs Festspielhaus zu einem kulturellen Leuchtturmprojekt für die gesamte Region zu machen und es in der internationalen Musicalszene langfristig zu etablieren.

Was machen Sie am liebsten in Ihrer Freizeit?
Vor Allem ist mir daran gelegen, möglichst viel Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Meine beiden Söhne studieren in verschiedenen Städten, da ist manchmal schon eine logistische Herausforderung uns, alle vier an einem Ort zu treffen. Wir bekommen das aber trotzdem gut hin.