Local Hero: Headcoach Thorsten Leibenath von ratiopharm ulm

Headcoach der #uuulmer im Interview

Seit sechs Jahren trainiert Thorsten Leibenath das Basketball-Team ratiopharm Ulm sehr erfolgreich. Im Interview spricht der 42-Jährige über seine Arbeit als Headcoach und gibt Einblicke in sein Privatleben.

TRENDYone: Mitte Mai erhielten Sie schon zum zweiten Mal den Award für den „Trainer des Jahres“. Wie und wann kam es zu dem Entschluss eine Karriere als Trainer zu beginnen?
Thorsten Leibenath: Für mich stand bereits als Jugendlicher fest, dass ich nach meiner aktiven Karriere als Basketballspieler auch weiterhin in der Sportart bleiben möchte. Eine letztlich pädagogische Aufgabe hat mich schon früh gereizt, diese dann noch mit der Lieblingssportart zu kombinieren, erschien mir die perfekte Lösung. Ich habe dann bereits mit 21 Jahren gemerkt, dass es für mich als Spieler nach ganz oben nicht reichen wird. Seitdem konnte ich mich ganz intensiv auf die Arbeit als Basketballtrainer konzentrieren.

Was gefällt Ihnen am besten an Ihrer Tätigkeit als Headcoach?
Die Arbeit ist sehr vielfältig und abwechslungsreich. Zunächst einmal ist es eine herausfordernde Aufgabe, Spieler zu rekrutieren. Die auf dem Papier vermeintlich gute Mischung muss dann aber taktisch und menschlich zu einer Einheit geformt werden. Dafür benötigt man klassisches Handwerkszeug der Trainingslehre, aber halt auch gewisse Social Skills. Da sind jedes Jahr aufs Neue ganz spannende Erlebnisse dabei. Während der Saison bereist man viele verschiedene Städte, lernt viele Menschen kennen. Auch das mag ich. Aber die absoluten Highlights sind natürlich unsere Heimspiele. 6200 positiv Verrückte sorgen für eine unvergleichbare Atmosphäre. Trotz der großen Anspannung kann ich diese Augenblicke auch genießen.

Worauf legen Sie innerhalb des Teams besonders großen Wert?
Mir ist es wichtig, dass wir alle unsere Arbeit mit Freude erledigen. Ich möchte, dass unsere Spieler ihren Job als Privileg verstehen. Auch wenn es wirklich harte Arbeit ist, so werden wir doch gut entlohnt und werden für unsere Leistungen gefeiert. Diese Aufmerksamkeit und Anerkennung bleibt vielen anderen Menschen in schwierigen und bedeutenden Aufgaben verwehrt. Darüber hinaus lege ich Wert darauf, dass keiner sein persönliches Wohl über das der Mannschaft stellt. Natürlich möchte jeder viel Spielzeit und tolle Statistiken produzieren. Aber wenn das im Vordergrund steht und der Teamerfolg egal wird, dann ist der Spieler bei uns an der falschen Stelle.

Was waren für Sie die prägendsten Ereignisse und Höhepunkte Ihrer bisherigen Karriere als Spieler und Coach?
Als Spieler bin ich in der B-Jugend 1992 deutscher Meister mit Bayer Leverkusen geworden. Als Trainer haben mich sowohl Erfolge als auch Rückschläge geprägt. Zweimal hintereinander habe ich mit den Artland Dragons die Playoffs verpasst. Seit ich in Ulm bin schneiden meine Teams regelmäßig über den Erwartungen ab. Dabei waren natürlich das Erreichen diverser Finals in Playoffs und Pokal besondere Highlights. Aber auch einzelne Spiele sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene bleiben nachhaltig in Erinnerung. Da waren einige dabei und vermutlich zu viele, um sie hier alle aufzuzählen. Höhepunkte waren aber auch oftmals die Begegnungen mit ganz unterschiedlichen Personen, seien es Spieler, Coaches, Fans. Vielfältige Freundschaften haben sich entwickelt und mich als Menschen geprägt. 

Sie sind gebürtiger Leverkusener. Wie heimisch fühlen Sie sich mittlerweile in Ulm?
Ich fühle mich sehr heimisch in Ulm. Leverkusen wird immer meine Heimatstadt bleiben, allein schon, weil dort meine Eltern, meine Schwester und gute Freunde wohnen. Dann war lange Zeit Lich in Hessen mein zweites Zuhause. Und auch wenn ich dort nach 22 Jahren mittlerweile keine Wohnung mehr habe, bleibt es für mein Leben ein ganz bedeutender Ort. Ulm ist nun seit mehreren Jahren zu einer zweiten Heimat geworden. Ich habe hier meine Frau gefunden, wir haben hier unsere eigene kleine Familie und die Vorstellung, irgendwann vielleicht mal aus Ulm weggehen zu müssen, fällt mir schwer. 

Was gefällt Ihnen an Ulm besonders?
Es gibt viele schöne Orte, an denen man abschalten, gut essen und spazieren gehen kann. Die Region ist groß genug, um ein spannendes Angebot für alle Lebensbereiche parat zu halten, aber nicht zu groß, dass es einen überwältigt. Die Menschen wirken hier freundlich, klar und unkompliziert. Damit kann ich mich gut identifizieren. Schließlich mag ich auch die Nähe zu den Alpen. Sowohl im Sommer als auch im Winter ein Highlight.

Wie schalten Sie am besten vom Basketball ab?
So richtig abschalten tue ich eigentlich nie. Aber ich habe ab und an freie Zeit und die nutze ich am liebsten mit meiner Familie und meinen Freunden. Dann bin ich gerne aktiv, sei es mit diversen Sportaktivitäten oder Trips in die besagten Berge. Für Musik begeistere ich mich, aber leider finde ich zu selten die Zeit, auf Konzerte zu gehen. Ich kann aber auch mal faul auf der Couch liegen und eine spannende Serie schauen. 

Wo sehen Sie sich selbst in 10 Jahren? 
Ich hoffe, dass ich in zehn Jahren nicht mehr titellos bin und meinen Beruf weiterhin mit so viel Freude ausübe. Und es wäre toll, wenn ich dieses Glück mit einer großen Familie und meinen Freunden teilen kann. 

Wie lautet Ihr Lebensmotto?
Nicht direkt ein Motto, aber ich versuche das Leben in allen Situationen zu lieben.