Verhütungsmöglichkeiten im Vergleich

Safety first

Die beiden Klassiker „Pille“ und „Kondom“ sind längst nicht mehr die Alleinunterhalter unter den Verhütungsmitteln. Auf dem pharmazeutischen Markt tummeln sich weitaus mehr Alternativen. Wir nehmen die kleinen Helfer für Sie unter die Lupe und erklären Ihnen, welche Möglichkeiten es gibt, welche Vor- und Nachteile Sie mit der ausgewählten Vorbeugungsmethode erwarten können und was der ganze „Spaß“ kostet.

Das Zauberwort heißt: Überblick. Denn die verschiedenen Verhütungsmethoden lassen sich wunderbar in Kategorien einteilen:
  1. hormonelle Verhütungsmethoden
  2. mechanische Verhütungsmethoden bzw. Barrieremethoden
  3. natürliche Familienplanung (NFP)
  4. chemische Verhütungsmittel 
  5. operative Verhütungsmethoden

Der Pearl Index

ist das Beurteilungsmaß für die Sicherheit von Verhütungsmitteln: je kleiner der Pearl-Index, desto sicherer die Verhütungsmethode. Wenden 100 Frauen ein Jahr lang das gleiche Verhütungsmittel an und treten in diesem Zeitraum drei Schwangerschaften auf, so beträgt der Pearl-Index „3“. Ein Pearl Index von „0,1“ besagt, dass eine von 1000 Frauen, die ein Jahr lang das gleiche Verhütungsmittel anwenden, schwanger wird.

1. Hormonelle Verhütungsmethoden

Bei diesen Methoden sind die Nebenwirkungen meist sehr ausgebildet und der natürliche Zyklus wird immens beeinflusst. Oft ist es sehr problematisch nach Absetzen dieser Methoden direkt schwanger werden zu können. 

Die Antibabypille
ist ein Sammelbegriff für viele verschiedene Dosierungen und Wirkstoffkombinationen. Die meisten erhältlichen Pillenpräparate sind Mikropillen und enthalten eine Kombination von Östrogen und Gestagen, die den weiblichen Eisprung unterdrücken. Die Pille gehört zu den in Deutschland am weitesten verbreiteten Verhütungsmitteln und ist seit den 60er Jahren auf dem Markt. Bei korrekter (täglicher) Einnahme ist die Pille sehr sicher. 

Trotzdem aufpassen:
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten (z.B. Antibiotika, Johanniskraut) können die hormonelle Wirkung aufheben oder schwächen. 

Die Mini-Pille
Minipillen enthalten ausschließlich Gestagene und haben meist geringere Nebenwirkungen als Kombinationspillen. Da sie besonders niedrig dosiert sind, müssen sie jeden Tag möglichst zur selben Uhrzeit eingenommen werden. Bereits ein Verzug von drei Stunden kann den Verhütungsschutz gefährden. Das macht die Minipille im Körper: Sie verändert die Konsistenz des Zervixschleims im Gebärmutterhals, sodass das Passieren von Spermien in die Gebärmutter hinein stark erschwert wird. Zudem wird die Gebärmutterschleimhaut so verändert, dass eine befruchtete Eizelle sich nicht einnisten kann.

Hormonspirale
Die T-förmige Hormonspirale wird vom Frauenarzt in die Gebärmutter eingesetzt. Die große Hormonspirale bietet einen langfristigen Verhütungsschutz für fünf Jahre, das kleinere Modell für drei Jahre. Ihre Aufgabe: Sie sondert das gestagenhaltige Hormon Levonorgestrel ab und verhindert auf diese Weise, dass die Spermien bis zur Gebärmutter vordringen. Außerdem werden die Samenzellen zugleich unbeweglicher gemacht. 

Pluspunkt: Da die Hormonmenge der Spirale geringer ist als bei der Pille, findet der Eisprung bei dieser Methode statt. 

Der Hormonring
bleibt für 21 Tage in der Vagina der Frau und gibt hier seine Hormone ab. Diese wirken zwar direkt lokal, gelangen aber dennoch über die Schleimhäute in den Blutkreislauf der Frau. Nach einer siebentägigen Pause wird dann der neue Ring, auch Nuvaring genannt, eingesetzt.

Das Implanon
Hört sich an wie das neue Imperium bei Star Wars, ist aber ein hormonhaltiges Kunststoffstäbchen, das in den Oberarm implantiert wird und dort drei Jahre verhütend wirkt. Die Dosis ist für alle Frauen gleich. Ob das bestimmte Hormon vertragen wird, sollte vorher anhand der gleichen Gabe in Pillenform getestet werden. Möge die Macht mit Ihnen sein.

Die Dreimonatsspritze
Hier werden die Hormone in Spritzenform alle drei Monate injiziert. Auch hier ist die Dosis wieder für alle Frauen die gleiche, unabhängig von Körpergröße und Gewicht.

2. Hormonfreie Verhütungsmethoden

Kupferspirale
Die Kupferspirale ist die hormonfreie Alternative zur Hormonspirale. Sie wird für drei bis fünf Jahre in die Gebärmutter eingesetzt und bietet einen langfristigen Verhütungsschutz. Ihre Aufgabe: Sie bewirkt eine kontinuierliche Reizung der Gebärmutter und verhindert auf diese Weise das Einnisten der befruchteten Eizelle. Die Kupferspirale wird mittels Widerhaken oder – je nach Modell – mit T-Armen in der Gebärmutter verkeilt. Ja, die Damen unter uns schlucken jetzt hörbar, denn da jede Gebärmutter ein wenig anders geformt ist, kann die statische Form unter Umständen zu Fehlstellungen führen oder zu einem Verrutschen. Die gute Nachricht: Der natürliche Zyklus wird nicht beeinflusst und auch der Eisprung findet statt. Das bedeutet, dass sofort nach Entfernen der Kupferspirale die Möglichkeit besteht, schwanger zu werden. 

Die Kupferkette
ist ein Nylonfaden, zwei bis drei Zentimeter lang, auf dem - wie kleine Perlen - vier oder sechs Kupferzylinder sitzen: die sogenannte Kupferkette. Sie ist beweglich und passt sich durch ihre flexible Form gut der Gebärmutter an und ist somit auch für Frauen geeignet, die noch keine Kinder geboren haben, da deren Gebärmutter kleiner ist. Außerdem verändert sie den weiblichen Zyklus nicht und auch der Eisprung findet statt. Wie sie arbeitet? Durch die Freisetzung von Kupferionen wird zum einen verhindert, dass Spermien die Eizelle befruchten können und zum anderen die Einnistung der Eizelle in die Gebärmutter, falls doch einmal Ausnahmen die Regel bestätigen. 

3. Barrieremethoden

Kondom/ Femidom
Men’s Business: Das Kondom ist bisher die einzige Methode zur Verhütung, die eher zum Aufgabenbereich des Mannes zählt. Das Kondom wird häufig als zusätzliche Verhütung an den fruchtbaren Tagen verwendet, etwa von Frauen, die mit der Temperaturmessmethode verhüten, denn als Alleinunterhalter ist es ein recht unsicherer Schutz gegen das Wunder des Lebens.

Das Femidom wird als Kondom für die Frau bezeichnet, da es vor dem Geschlechtsverkehr von der Frau in die Vagina eingeführt werden muss. Es schützt vor Geschlechtskrankheiten und ungewollten Schwangerschaften. Als alleiniger Empfängnisschutz ist das Femidom allerdings weniger geeignet, denn mit einem Pearl-Index von 5 bis 25 zählt es nicht zu den sichersten Verhütungsmethoden. 

Das Kondom und das Femidom sind die einzigen Möglichkeiten, sich vor sexuell übertragbaren Krankheiten zu schützen. Beide haben zudem keinerlei Auswirkungen auf den weiblichen Zyklus.

Diaphragma
Im Gegensatz zum Kondom oder Femidom isoliert das Diaphragma nicht den Phallus, sondern wird am Muttermund der Frau angesetzt und verhindert somit, dass Spermien zur Eizelle gelangen. Die Gefahr einer Schwangerschaft ist mit einem Pearl-Index von 1 – 20 zwar verringert, das Risiko einer Übertragung von Geschlechtskrankheiten besteht allerdings weiterhin. Entscheidend beim Einsetzen eines Diaphragmas ist zum einen Erfahrung mit der Verhütungsmethode und zum anderen die Verwendung zusätzlicher Spermizide (chemische Verhütungsmittel). Das Diaphragma sollte vor der Einlage mit diesen eingecremt werden.

4. Natürliche Familienplanung

Verhütungscomputer
Verhütungscomputer richten sich entweder nach der Temperatur oder dem LH-Hormonanstieg (luteinisierendes Hormon) der Frau. Bei den Temperaturcomputern gibt es darüber hinaus die Möglichkeit symptothermal zu verhüten, also fruchtbarkeitsmerkmale innerhalb des Zyklus miteinzubeziehen.

Symptothermaler Zykluscomputer:
Der Zykluscomputer grenzt den Eisprung anhand bekannter Zyklusdaten (Temperatur und Fruchtbarkeitsmerkmale) ein. 

Hormoncomputer:
Dieser misst den LH-Anstieg im Urin der Frau. Das LH-Hormon ist für den weiblichen Eisprung verantwortlich. Wird es im Urin nachgewiesen, ist die Frau fruchtbar und sollte während dieser Zeit die Zähne zusammenbeißen und enthaltsam sein, wenn kein Kinderwunsch besteht.

5. Operative Verhütungsmethoden

Sterilisation des Mannes (Vasektomie):
Unter einer lokalen Betäubung wird der Samenleiter durchtrennt und ein Stück desselben entfernt, sodass keine Samenzellen mehr in die Samenflüssigkeit gelangen können. Die Unterbrechung der Samenleiter hat keinerlei Einfluss auf die Hormonproduktion und deshalb auch keine auf die sexuelle Potenz des Mannes. 

Sterilisation der Frau (Tubenligatur):
Der Eingriff erfolgt unter Vollnarkose. Die Eileiter können entweder verschlossen oder auch mittels Strom durchtrennt werden. Die Frau ist sofort nach dem Eingriff unfruchtbar. An der Wirkung der weiblichen Hormone (Eisprung und Monatsblutung) verändert sich nichts. 

6. chemische Verhütungsmittel

Chemische Verhütungsmittel gibt es in Form von Zäpfchen (Ovula), Tabletten, Verhütungsgels oder -cremes. Alle enthalten Stoffe (Spermizide genannt), die die Samenzellen abtöten oder zumindest deren Fortbewegungsmöglichkeit hemmen. Chemische Verhütungsmittel werden vor dem Geschlechtsverkehr in die Vagina eingeführt (bei Zäpfchen und Tabletten dauert es mindestens zehn Minuten, bis sie durch die Körperwärme geschmolzen und voll wirksam sind) und eignen sich nicht als alleiniger Schutz, sondern nur in Kombination. 

| Text: Stefanie Steinbach