Video Assistent soll für Klarheit sorgen

Umrüstung in der Fußball Bundesliga

Mit dem Beginn der neuen Saison 2017/18 in knapp sechs Wochen wird die Fußball Bundesliga erstmals den Video-Assistenten nutzen. In Zusammenarbeit mit dem DFB stellte die DFL am heutigen Mittag in der Allianz Arena München die wichtigsten Fakten und Umstellungen, die sich durch die Umrüstung ergeben, anhand von anschaulichen Videos und Kurzszenen vor.

Beim FIFA Confederations Cup im vergangenen Juni verlief die Anwendung des Videobeweises alles andere als rund. Häufige Pannen bei den Absprachen zwischen Feldschiedsrichter und Video Assistenten führten auch dazu, dass in der Partie zwischen Deutschland und Kamerun ein falscher Spieler des Feldes verwiesen wurde.

Der Beschluss steht fest

Bei einem Workshop in der Münchner Allianz Arena referierten Projektleiter Hellmut Krug und FIFA Schiedsrichter Dr. Felix Brych über den 2016 gefällten Beschluss zur Einführung der Video Assistenz in der deutschen Bundesliga. Das primäre Ziel sei es, eine höhere Fairness und Gerechtigkeit in die Spiele zu bringen, ohne dabei den Charakter eines Fußballspieles zu verfälschen. Man wolle durch den Video Beweis die „höchste Entscheidungssicherheit“ in den Bundesligaspielen anstreben. "Wir sind überzeugt, dass es laufen wird", so Krug. Auch der erfahrene deutsche Schiedsrichter Brych, der das diesjährige Champions League Finale zwischen Juventus Turin und Real Madrid leitete, steht der Veränderung positiv gegenüber. „ Entscheidend wird es sein, dass der Schiedsrichter trotzdem eine starke Person bleibt. Er hat nach wie vor die letzte Entscheidung“.

„Wann ist eine Schiedsrichterentscheidung klar falsch?“

Mit dieser Frage sehen sich Verantwortliche des DFB sowie die deutschen Schiedsrichter konfrontiert. Aus diesem Grund werden seit über einem Jahr mögliche Szenarien und Entscheidungsfälle gemeinsam diskutiert und ausgewertet. In dieser Testphase hat sich ergeben, dass die Zahl von 104 Fehlentscheidungen deutscher Schiedsrichter in der vergangenen Saison durch eine Video Assistenz auf knapp 77 reduziert werden könnten. Doch Hellmut Krug verwies ebenfalls darauf, dass die Video Assistenten „nicht alle, sondern nur relevante und klar falsche Entscheidungen“ per Funk mit dem Schiedsrichter auswerten würden. Die Analysen beziehen sich hierbei insbesondere auf Aktionen während der Torerzielung, Elfemetersituationen, Platzverweise und Spielerverwechslungen. Dennoch werden alle Situationen des Spiels analysiert, und werden somit in jedem Fall einem „Silent Check“ unterzogen.

Externes Kontrollzentrum

Alle Bundesligaspiele werden über die komplette Länge im Replay Zentrum in Köln mitverfolgt. Hierbei arbeiten pro Spiel ein Video Assistent, zwei Operatoren sowie ein Supervisor (ausgebildeter Schiedsrichter), der in komplizierten Situationen die Entscheidungen unterstützen und beraten soll. Der neue fünfte Assistent im Stadion nimmt also bei einer Fehlentscheidung über Headset direkten Kontakt zum Feldschiedsrichter auf. Dieser kann das Spiel daraufhin für eine kurze Videoanalyse verlassen. Somit werden grundlegend in den deutschen Fußballstadien gegenüber der Trainerbänke sogenannte „Review Areas“ installiert, in denen dem Schiedsrichter über einen Bildschirm Zugriff auf ca. 25 Spielfeldkameras gewährt wird. Somit können die wichtigsten Zeitlupen von nahezu allen Seiten des Spielfeldes genauer analysiert werden. Dies erinnert an bereits vorhandene Video Analysen in anderen Sportarten wie Eishockey oder American Football. Derzeit ist es nicht geplant, dass die strittigen Szenen in den Stadien auf der Videoleinwand gezeigt werden. Das Ergebnis der Beratungen zwischen Referee und Videoschiedsrichter sollen laut Hellmut Krug aber schriftlich eingeblendet werden.



Beim DFL Supercup zwischen dem FC Bayern München und Borussia Dortmund am 5. August im Signal Iduna Park soll die Technik einen ersten Testlauf absolvieren. Dieses Datum gilt somit als Generalprobe für das Videosystem.