Kleingarten-Idylle: Des Deutschen liebstes Hobby boomt

In Großstädten boomt der Kleingartenmarkt

Ein sonniger Tag, der Duft von Blumen in der Nase, das Gefühl von Gras an den nackten Füßen, ein schattiges Plätzchen zum Entspannen und dazu ein kühles Getränk im gemütlichen Sessel. Klingt nach einem perfekten Sommermoment, den man doch ganz prima im eigenen Garten verbringen kann. Doch Moment mal: eigener Garten? Fehlanzeige!

Zumindest bei vielen Deutschen, die sich zu Hause mit Balkon oder ganz ohne Außenflächen in den heimischen vier Wänden zufriedengeben müssen. Darum sind Kleingärten hierzulande längst „normal“ und in Zeiten von Corona boomen diese mehr als eh und je. Wir erklären, was es mit dem Trend auf sich hat.

893.000 Kleingärten auf 44.000 Hektar Fläche, das sind die eindrucksvollen Zahlen für ganz Deutschland. Unter dem Dach des Bundesverbands Deutscher Gartenfreunde haben sich knapp 900.000 Gartenfreunde zusammengetan, um ihrem größten Hobby nachzugehen. Insgesamt engagieren sich landesweit 14.000 Vereine zu diesem Thema und erleben derzeit einen Sturm aus Anfragen, wie sie es wohl noch nie erlebt haben. Die Wartelisten für einen der beliebten Kleingärten war bereits vor Corona lang, mitunter konnten Jahre vergehen, bis man endlich zum Zug kam. Doch seit Menschen im Rahmen des Lock-Downs in ihren vier Wänden „gefangen“ waren, wurde die Sehnsucht nach etwas eigenem Grün und mehr Freiheit bei vielen scheinbar noch deutlich größer.

Gartenlaube als Statussymbol

Insgesamt nutzen bereits ca. 5 Millionen Menschen deutschlandweit Kleingärten. Denn häufig verbringt man die schönen Sommertage nicht alleine, sondern mit der ganzen Familie und auch Freunden. Durchschnittlich stehen jedem Kleingartenbesitzer ca. 370 qm Fläche hierfür zur Verfügung, so die nackten Zahlen des Bundesverbands. Und doch ist dieses Hobby so viel mehr, als knapp 400 qm Rasen mit Gartenhäuschen. Es ist eine Überzeugung, ein Lebensstil, eine echte Passion. In Zeiten von Urban Gardening zählen Kleingärten auch als persönliche Nahversorgung. Es wird Obst und Gemüse für den eigenen Verbrauch angebaut. Und vor allem in Metropolen und sehr dicht besiedelten Gebieten, kämpfen Menschen um einen der begehrten Plätze. Das zeigt auch die Statistik mit den Plätzen eins bis zehn: 

1. Berlin: 66.250 Kleingärten

2. Leipzig: 38.000 Kleingärten

3. Hamburg: 35.700 Kleingärten

4. Dresden: 23.000 Kleingärten

5. Hannover: 20.000 Kleingärten

6. Bremen: 17.000 Kleingärten

7. Chemnitz: 17.400 Kleingärten

8. Frankfurt/M.: 16.000 Kleingärten

9. Magdeburg: 13.900 Kleingärten

10. Köln: 13.000 Kleingärten

In Berlin warten aktuell ca. 12.000 Bewerber auf eine Zusage, im Schnitt warten Berliner drei bis fünf Jahre auf einen Garten. Im gesamten Osten Deutschlands hingegen ist das Angebot größer als die Nachfrage, hier stehen sogar Gärten leer. 

Hohe Wartezeiten auch auf dem Land 

Wer sich  in den Regionen Augsburg, Ulm oder dem Allgäu für einen Schrebergarten interessiert, muss aktuell ebenfalls drei bis fünf Jahre über eine Warteliste probieren, an einen solchen Garten zu kommen.  Denn in Schwaben und allgemein in Bayern boomen  die Kleingärten.  Teuer  sind die Pachten in der Region nicht. Beispielsweise in der Stadt Augsburg kostet der Quadratmeter gerade einmal 32 Cent. Bei einer Fläche von 200 bis 350  Quadratmetern macht das eine jährliche Summe von 64 bis 112 Euro. Neben den städtischen Schrebergärten vermieten meist die lokalen Gärtnervereine noch separate Gartenzellen. In der unten stehenden Übersicht zeigen wir die Fakten der Region.

Wer sich trotz all der Bedingungen und Vorgaben für einen Garten interessiert, sollte auch die Kosten im Blick behalten. Zu dem jährlichen Pachtzins, kommen auch noch Mitgliedsbeiträge, Nebenkosten sowie meist eine Ablösesumme für den vorangegangenen Pächter. Je nach Region und Gartenzustand bzw. Zustand der Gartenlaube, können diese Kosten völlig unterschiedlich ausfallen. Zusätzlich kann noch eine Ablöse für eine eventuell vorhandene Gartenlaube anfallen. Je nach Ausstattung und Zustand können hier mehrere tausend Euro fällig werden. 

Strenge Regeln für geordnetes Gartenleben

Ist man dann aber endlich stolzer Gartenbesitzer, heißt das noch lange nicht grenzenlose Freiheit. Denn die Kleingartenanlagen sind über entsprechende Vereine organisiert, die in den meisten Fällen sehr strikte Regeln aufstellen, um eine gewisse Grundordnung zu wahren. So darf die Gartenlaube in den meisten Fällen eine bestimmte Größe nicht überschreiten, das sagt auch das eigene Kleingartengesetz. Maximal 24 qm Grundfläche dürfen es sein und dauerhaft dort leben ist verboten. Wer sich also eine Gartenlaube als dauerhaften Wohnort wünscht, hat Pech – so urteilten bereits Gerichte. Und auch wenn es um das Thema Bepflanzung geht, hat Hobbygärtner nicht gänzlich freie Hand. Denn die Art der Bepflanzung wie auch die regelmäßige Pflege dergleichen, ist ebenfalls genau geregelt. Wer hier über die Stränge schlägt, wird schnell vom Verein abgemahnt. Unbelehrbaren Gartenfreunden droht bei mehrmaligen Verstößen dann sogar die Kündigung. 


Stadt Anzahl der Gärten (*Zahlen können abweichen) Größe (Schnitt) Kosten
Augsburg ca. 1.300 200 bis 350 m² ab 0,32 Cent/m²
Ulm ca. 1.700 300 bis 400 m² ab 0,20 Cent/m²
Memmingen ca. 383 150 bis 180 m² 0,11 €/m² bis 
0,16 €/m²