Local Hero: Im Gespräch mit Rainer Held von Top Hair

Was ihn als Unternehmer und Mensch ausmacht, beantwortet er in diesem Interview

Rainer Held wurde am 25. Mai 1972 in Augsburg geboren. Aufgewachsen ist er im Stadtteil Oberhausen. Er ist verheiratet mit seiner Frau Anke und die beiden haben zwei Kinder. Inzwischen wohnt er etwas außerhalb im westlichen Landkreis Augsburg und fühlt sich dort sehr wohl. Das Unternehmen Top Hair, in das er 1995 einstieg, betreibt heute im süddeutschen Raum 200 Filialen.

TRENDYone: Was waren die „Meilensteine“ in Ihrer Karriere?

Rainer Held: Der erste Meilenstein war sicherlich der Einstieg ins elterliche Unternehmen im Jahre 1995. Um chronologisch zu bleiben, wären dann die Gründung unseres Großhandels All4Hair im April 1999 und die Gründung unserer Werbeagentur und unseres Verlages, der dfm, im April 2004 zu benennen.

Wie und wann erfolgte Ihr Einstieg bei „Top Hair“?

Für mich war immer klar, dass ich ins elterliche Unternehmen einsteige. Schon als Schüler habe ich die Nachmittage nach der Schule im elterlichen Friseursalon verbracht.

1989 nach Ende meiner Schulzeit und der mittleren Reife in der Tasche habe ich dann die zwei jährige, durch die Schulbildung verkürzte, Friseurausbildung begonnen und einen Großteil meiner damaligen Ausbildung in Berlin verbracht. Eine wilde Zeit, wenn man bedenkt, dass zu der Zeit die Mauer noch existierte und Berlin schon damals eine großartige Kultur und Kunst mit einer spannenden Szene aufzuweisen hatte. Für den kleinen Rainer aus dem beschaulichen Augsburg eine total andere Welt. Als ich 1991 mit dem Gesellenbrief nach Augsburg zurückkehrte habe ich noch eine Ausbildung zum Steuerfachgehilfen in einem Augsburger Steuerbüro absolviert. Mir war bewusst, dass ich, um das Unternehmen meines Vaters weiterführen zu können, fundierte Kenntnisse in Buchhaltung und Bilanzwesen benötige. Diese Ausbildung hat mir dann 1994 auch sehr dabei geholfen, den theoretischen Teil der Meisterschule zu bestehen.
Meinen Friseurmeister habe ich im württembergischen Biberach an der Riß in Vollzeit in 5 Monaten absolviert. Seit 1995 arbeite ich an der Seite meines Vaters, der bis heute meine größte Inspiration und mein wichtigster Ratgeber geblieben ist.

Wie viele Top Hair Filialen gibt es insgesamt?

Wir betreiben heute unter dem Namen Top Hair im Süddeutschen Raum 200 Filialen. In Augsburg und Umgebung – unserer Heimat – sind es derzeit 30 Salons.

Einem Friseur werden ja bekanntlich viele Geschichten erzählt.

Gibt es eine top „Top Hair“-Story?

Wenn, dann wohl die, dass mein Vater im Jahre 1980, nachdem er lange Zeit seinen eigenen Salon betrieben hatte, die Friseur-Branche verlassen wollte, da er für sich und sein Geschäft keine Zukunft mehr gesehen hat. Seine Amerika-Reise hat ihn damals dazu inspiriert, das Thema „Friseurdienstleister“ komplett neu zu überdenken und mit diesem „amerikanischen“ Gedanken, dem Kunden zu „dienen“ hat er den Mut gefasst, sich mit Top Hair auf dem Augsburger Markt neu zu positionieren. Der Grundstein unseres heutigen Unternehmens.

Was gefällt Ihnen am besten an Ihrer Tätigkeit?

Wir Friseure sind Handwerker! Ich liebe unseren Beruf. Es ist der kreativste Beruf der Welt! Menschen anfassen, begleiten vom Betreten des Salons bis zum Verabschieden - Menschen verändern und verschönern. Der Kunde vertraut sich dir an und lässt sich von dir berühren – körperlich wie geistig – ein große Geste des Vertrauens und eine Freude! Manchmal bist du Künstler und Therapeut zugleich – es ist ein großartiges Gefühl, mit deinen Händen eine Leistung erzeugen zu können.

Welche Veränderungen haben Sie wahrgenommen, seit Sie vermehrt in der Öffentlichkeit stehen?

Eigentlich keine großen Veränderungen. Ich werde ja nicht zu einem anderen Menschen, weil ich heute für Sie ein Interview gebe. Ich nehme mich nicht wichtig und möchte nicht mich, sondern mein Unternehmen in den Vordergrund stellen.

Wie nutzen Sie am liebsten Ihre Freizeit?

Mit meiner Familie, Freunden und Sport.

Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Hoffentlich immer noch da, wo ich heute bin!
Ich versuche im Berufsleben immer perfekte Ergebnisse zu erzielen. Ich möchte in meinem Unternehmen die Fertigkeiten und mein Fachwissen stetig ausbauen und verbessern, interessante Projekte umsetzen und mit Kollegen zusammenarbeiten, von denen ich viel lernen kann. In unserem Unternehmen arbeiten heute schon die für mich tollsten Köpfe der Branche – und ich würde mich freuen, mit diesem Team noch lange zusammenzuarbeiten und uns weiterzuentwickeln.

Wer ist Ihr persönliches Vorbild?

Mein Vater.

Welche fünf Dinge würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen?

Zu allererst wäre da meine Familie: Meine Frau und meine zwei Kinder. Ab und an bin ich natürlich froh, meine Ruhe zu haben, aber in solchen Zeiten würde ich dann einfach die Kids mit meiner Frau auf Inselexpedition schicken.

Ich bin unendlich verwöhnt. Es gab Zeiten, da war ich mit Isomatte und Schlafsack zufrieden und es war mir vollkommen egal, ob ich mich in einem Zelt befinde, das undicht ist und halb unter Wasser steht, in einer zugigen Turnhalle direkt vor den Ventilatoren, die unglaublich viel Lärm machen, oder gar in einem Kindergarten, in dem man sich nur an Miniaturwaschbecken die Zähne putzen kann. In meiner Jugendzeit war ich viel mit den Pfadfindern unterwegs und habe an den abenteuerlichsten Orten geschlafen und viele verrückte Dinge erlebt. Ich weiß nicht, ob es das Alter ist und die doppel-vier daran schuld ist, die nun bald mein Lebensalter ziert, denn inzwischen schlafe ich am liebsten in einem Bett, am allerliebsten in meinem Bett. Zudem bin ich ein Gewohnheitstier. Ich mag es, wenn ich mich blind zurecht finde und ich jeden Zentimeter meiner Umgebung kenne. Deswegen – wir sind hier ja nur in der Theorie – würde ich einfach unser komplettes Haus mitnehmen. Auf den Garten kann ich getrost verzichten, weil der bisher nicht wirklich existiert und ich sowieso einen schwarzen Daumen habe.
Da ich mit so einem Haus kein Problem bezüglich Regenschutz habe, würde ich tatsächlich meinen Laptop mitnehmen. Dort ist alles abgespeichert. Meine bisherigen Erlebnisse mit Fotos, mein Ideenpool, meine Freunde und alles was mir wichtig ist. Einfach alles ist da drauf.
Was natürlich auch nicht fehlen darf ist Internet. Für den Austausch mit Kollegen und als Kontaktmedium zur Welt.
Ich gehöre zu den Menschen, die eigentlich nicht gerne unterwegs sind. So ein paar Tage Auszeit können wirklich wundervoll sein, aber dann bin ich auch wieder unendlich froh, in meinen vier Wänden zu sein. Vielleicht sollte ich mir als letztes einfach einen Weg nach Hause in mein Augsburg mitnehmen. Denn hier ist es doch am allerschönsten.

Haben Sie ein Lebensmotto und wenn ja welches?

„Man sieht nur mit dem Herzen gut“
Antoine de Saint-Exupéry – Der kleine Prinz