Local Hero: Herbert Zötler von der Privatbrauerei Zötler

"Alle Brauereien in Deutschland brauen nach dem Reinheitsgebot - und trotzdem schmecken die Biere unterschiedlich"

Sie ist weltweit an Nummer 10 der noch existierenden Familien-Unternehmen und somit die älteste Familienbrauerei. Die Rede ist von der Privat-Brauerei-Zötler aus Rettenberg im Allgäu. Sie wurde im Jahre 1447 gegründet und überwandt seither alle Höhen und Tiefen der vergangenen sechs Jahrhunderte. Seit den 90er-Jahren leitet Herbert Zötler in der 20. Generation zusammen mit seiner Frau Barbara und der Gesellschafterfamilie Michaela (geb. Zötler) und Georg Müller das Familienunternehmen und führte die Brauerei mit klaren Strategien in das neue Jahrtausend. Auch eine Brauerei muss mit der Zeit gehen, so wandelte Herbert Zötler die Familien-Brauerei mit langer Tradition in ein erfolgreiches, modernes und innovationsstarkes Unternehmen. Seitdem wurden viele kreative Biere gebraut, jedoch steht nach wie vor an erster Stelle, Produkte in absoluter Spitzenqualität abzuliefern – und das natürlich streng nach dem bayerischen Reinheitsgebot. Herbert Zötler spricht von einer „Lebensverantwortung“ gegenüber Mitarbeitern, Kunden und seiner Familie. Wir haben mit dem sympathischen 63-Jährigen über Tradition, Geschichte und Geschmack gesprochen.

Die Zötler Brauerei hat eine lange Geschichte. Was verbinden Sie mit der Brauerei? (Kindheitserinnerung o.ä.)
Unsere Brauerei gibt es seit 1447 und wurde in diesen 569 Jahren nie verkauft. Ich habe die Freude und Ehre, die Brauerei in der 20. Generation zu führen. Wenn man in einer Unternehmer-Familie aufwächst, bekommt man auch als Kind viel vom elterlichen Betrieb mit. Ich habe in fast allen Ferien in der Brauerei als Schüler und Student mitgearbeitet, viele ältere Mitarbeiter kennen mich noch aus dieser Zeit. Der unverwechselbare Geruch im Sudhaus begleitet mich seit Kindheitstagen, aber man erfährt auch früh die Sorgen und Probleme, die so ein mittelständischer Betrieb mit sich bringt.

Was ist das für ein Gefühl, die älteste Familienbrauerei der Welt mit einer so langen Tradition zu führen?
Ich blicke mit viel Ehrfurcht und Stolz auf die unglaublichen Leistungen meiner Vorfahren zurück, die die Brauerei über Pest-Epidemien, Kriege und Brände gerettet und für ihre Kinder erhalten haben. Und: Sie müssen alle gute Biere gemacht haben, weil wohl keine Generation mit schlechter Qualität überlebt. Und ich freue mich, dass unser Sohn Niklas bereits die 21. Brau-Generation repräsentiert.

Sie sind gelernter Steuerberater. Was hat Sie doch dazu bewegt, den Familienbetrieb zu übernehmen?
Zunächst war es mir wichtig, eine Ausbildung unabhängig von der Brauerei zu haben. Später freute ich mich dann auf die unternehmerische Selbst-
ändigkeit in unserer Brauerei und natürlich auf die Verantwortung im Familienbetrieb.

Was macht das Zötlerbier so besonders? Was ist anders als bei anderen Brauereien?
Alle Brauereien in Deutschland brauen nach dem Reinheitsgebot – und trotzdem schmecken die Biere unterschiedlich. Der besondere Geschmack unserer Biere kommt einmal durch die von uns eingesetzten Hefen, die einen maßgeblichen Einfluss auf die Geschmacksreinheit und die Vitalität unserer Biere haben. Wir züchten vier verschiedene Hefestämme selbst in unserer Brauerei und können daher auch für die Zukunft garantieren, dass hier keine Genveränderung auftritt. Zum anderen spielt die große Erfahrung unserer Braumeister und Brauer eine wesentliche Rolle, wodurch wir Ernteunterschiede bei Hopfen und Gerste gut im Griff haben. Wir machen inzwischen knapp 20 verschiedene Sorten Bier – und dass alles auf einem sehr hohen Qualitätsniveau. Das ist schon eine tolle Leistung unserer Brauer!

Welches Bier ist Ihr persönlicher Favorit?
Das hängt bei mir von den Jahreszeiten und meiner Tagesverfassung ab. Jetzt im Sommer und Herbst genieße ich gerne ein Hefeweizen, ab und zu auch alkoholfrei, und unser Zötler Gold.

Was macht Ihnen am meisten Spaß bei der Arbeit?
Der vielfältige Kontakt zu Kunden und Mitarbeitern und die tägliche Meisterung der Herausforderungen und Probleme durch den Markt. Und natürlich ist es schön, wenn wir als Brauerei-Team am Ende des Tages unsere Ziele gemeinsam erreichen!

Was ist Ihr Lebensmotto?
Ich möchte jeden Tag etwas dazu tun, dass ich ein besserer Mensch und ein besserer Unternehmer werde.

Wer ist Ihr persönliches Vorbild und warum?
Von den Leistungen meiner Eltern und Großeltern bin ich immer wieder tief beeindruckt, aber ansonsten habe ich eigentlich kein Vorbild.

Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
Wenn’s geht, täglich joggen. Ich radle gerne (E-Bike), freue mich auf schöne Bergwanderungen und stressfreie Golfrunden und im Winter natürlich aufs Skifahren. Und in besonderen Augenblicken genieße ich eine gute Zigarre.

Wie beschreiben Sie sich in drei Worten?
natürlich, sympathisch, frisch

Vielen Dank für das Interview.