Local Hero: Werner Sedlmeir von Sedlmeir's Trachtenhof

„Ich bin stolz darauf, dass wir mit unserem Standort mitten in der Prärie über so viele Jahre unsere Daseinsberechtigung haben.“

Wer schicke und elegante Trachtenmode sucht, wird bei Sedlmeir’s Trachtenhof auf jeden Fall fündig. Schon über dreißig Jahre lang gibt es dort im idyllischen Schwabaich, 20 Kilometer südlich von Augsburg, eine Vielfalt an Markenmodellen sowie kompetente Fachberatung und die Möglichkeit zur individuellen Änderung in der hauseigenen Schneiderei. TRENDYone traf den 70-jährigen Geschäftsführer Werner Sedlmeir und sprach mit ihm über seine persönlichen Anfänge, die Entwicklungen im Trachtengeschäft sowie seine eigenen Kreationen.

TRENDYone: Herr Sedlmeir, Sie haben mit Ihrer Frau vor über 30 Jahren angefangen, Lederhosen zu verkaufen. Wie fing damals alles an?
Werner Sedlmeir: Es hat damit angefangen, dass wir selber Schafe hatten und deren Felle verkauft haben. Aus denen wurden auch Produkte wie Westen, Jacken, Hausschuhe oder Handschuhe gefertigt und später sind dann noch Lederjacken dazugekommen. Irgendwann wurde verstärkt auch nach Lederhosen gefragt. Somit beschlossen wir zu einer Herstellerfirma im bayerischen Wald zu fahren und dort Lederhosen zu erwerben. Diese haben wir dann nebenzu samstags verkauft. Zu einer Lederhose gehören aber natürlich auch ein Hemd, Strümpfe und ein Janker, und auch die Frauen wollten ein Dirndl tragen. Dazu gehören dann eben auch Dinge wie passende Schuhe, ein Hut oder Schmuck. Das war dann der nächste Schritt. So haben wir uns das alles nach und nach aufgebaut und ab dem Beginn der 90er Jahre das nicht nur als Nebenerwerb am Wochenende betrieben, sondern in Vollzeit angeboten.

Wie sah denn Ihr beruflicher Werdegang davor aus?
Ich war zuerst Angestellter bei einer Molkerei im Beratungsdienst und dann freier Handelsvertreter. Nebenbei war ich auch Hobbylandwirt, aus der sich dann die Schafhaltung entwickelte. Das Fell habe ich in die Gerberei gebracht, woraus dieser verschiedene Sachen wie Westen, Handschuhe oder Fellwesten und Bettvorleger gefertigt hat. Alles Weitere war nicht geplant, sondern hat sich einfach so mit der Zeit ergeben.

Auf welche Entwicklungen oder Veränderungen während dieser Zeit sind Sie besonders stolz?
Ich bin stolz darauf, dass wir mit unserem Standort mitten in der Prärie über so viele Jahre unsere Daseinsberechtigung haben. Auch dass wir auf Qualität und Marken Wert gelegt und später auch mit Eigenprodukten und Eigenmarken nachhaltig Erfolg hatten, sind Dinge, auf die ich sehr stolz bin. Dieser Erfolg ist geblieben, auch wenn die Stückzahl wie erwartet geringer geworden ist, da einfach irgendwann eine gewisse Sättigung eintritt.  Da wir aber schon immer hochwertige Markenware anbieten und diese wieder sehr in Mode ist, sind wir mit dem Umsatz allerdings sehr zufrieden. 

Ihre Töchter arbeiten ja bereits hier. Ist es geplant, dass sie den Betrieb eines Tages ganz übernehmen?
Ja, meine Töchter sollen das alles hier irgendwann übernehmen. Wir sind auch gerade dabei alles hierfür in die Wege zu leiten.

Wie sieht Ihrer Meinung nach die zukünftige Entwicklung im Bereich Trachtenmode aus?
Wir befassen uns natürlich immer wieder mit dem Online-Handel. Jedoch sind wir der Meinung, dass diese hochwertigen Sachen die wir verkaufen, eigentlich hautnah anprobiert werden sollten. Tracht muss einfach gut sitzen und passen, daher haben wir eine eigene Schneiderei mit insgesamt sechs Schneiderinnen um den Kunden immer alles passend zu fertigen. Das geht online natürlich nicht. Aber man sollte niemals nie sagen.

Was macht Ihnen an Ihrer Tätigkeit besonders Spaß?
Ich mag den Umgang mit den Leuten und dass man immer wieder neue Dinge sehen, finden und selber kreieren kann. Es bewegt sich einfach ständig etwas und bietet Herausforderungen, über die man nachdenken muss.

Sie kreieren Mode selbst. Woher nehmen Sie denn die Ideen dafür?
Wir versuchen stets, bestehende Dinge zu verbessern, anders zu machen und einfach Neues auszuprobieren. Vor allem gemeinsam mit unseren Töchtern und teilweise mit dem Personal. Wir haben beispielsweise schon eine gewisse Vorstellung über Stoffe und fragen dann die Verkäuferinnen nach ihrer Meinung. Außerdem besuchen wir Stoffmessen um zu sehen was sich gut kombinieren lässt. Anschließend lassen wir das anfertigen. Man bastelt eben immer mal wieder an Passformen. Auch die Kunden bieten Ideen und Inspirationen, die man dann umsetzt.

Wie gestalten Sie Ihre Freizeit?
Ich habe früher viele Tiere gehabt, eben die Schafe und derzeit noch ein paar Pferde, deshalb arbeite ich auch heute noch sehr gerne in der Landwirtschaft. Ansonsten gehe ich gerne in den Garten, Fahrradfahren oder Schwimmen.

Haben Sie ein Lebensmotto?
Ich würde sagen „Stillstand ist Rückschritt“. Ich versuche immer, neue Dinge auszuprobieren, immer weiter zu machen und nicht unbedingt zu sagen, dass ich wegen meines Alters nichts mehr erleben und tun kann.

Wo sehen Sie sich selbst in fünf bis zehn Jahren?
Wenn es geht, würde ich gerne noch im Betrieb mitarbeiten beziehungsweise mithelfen. Ich möchte ihn nicht mehr leiten, aber mitarbeiten, wenn die Mädels den Betrieb haben und ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen, soweit sie mich eben brauchen können. Und ich hätte gerne ein wenig mehr Freizeit zum Beispiel für ein paar Reisen oder einfach mal einen freien Nachmittag.