Local Hero Augsburg: Interview mit Maximilian Gehl

Rad-Center Gehl wird 100 Jahre alt

Als Maximilian Gehl 1919 den ersten Fahrradladen namens Gehl in Augsburg eröffnete, wusste er vermutlich noch nicht, dass ihn sein Urenkel – ebenfalls Maximilian Gehl – ein Jahrhundert später auf einem Vielfachen der Fläche weiterführen würde. Was die Familie Gehl über vier Generationen prägte, ist die Liebe zum Zweirad. Wir trafen den sympathischen Geschäftsführer zum Interview und unterhielten uns mit ihm nicht nur über den E-Bike Trend sondern auch über seine persönlichen Fahrradvorlieben.

TRENDYone: Herr Gehl,  seit wann gibt es das Gehl Rad Center und wie sahen die Anfänge des Betriebs aus?
Maximilian Gehl: Die Ursprünge unseres Betriebes liegen im Jahr 1919. Damals eröffnete mein Urgroßvater den ersten Fahrradladen in der Ulmer Straße 24 in Augsburg. Seither ist das Unternehmen im Familienbesitz und ich führe es aktuell in der vierten Generation. In diesem Jahr feiern wir das 100-jährige Bestehen und damit ein großes Jubiläum. Im Vergleich zu unserem Rad-Center heute starteten wir damals natürlich etwas überschaulicher, was das Sortiment und die Größe des Ladens angeht.

Wie gestaltete sich Ihr persönlicher beruflicher Werdegang?
Nach meinem Schulabschluss habe ich zwei Jahre lang Lehramt an der Universität studiert. Dann zog es mich für eine dreijährige Ausbildung zum Fahrradmechaniker nach Bamberg bevor ich dann im Alter von 28 in den Familienbetrieb hier in Augsburg eingestiegen bin. Wie das so oft der Fall ist, hatte ich mich bewusst dagegen entschieden, die Ausbildung im elterlichen Betrieb zu machen, weil ich einfach mehr dazulernen wollte.

Auf welche Unternehmensentwicklungen im Laufe der Jahre sind Sie besonders stolz?
Ich bin zum einen besonders stolz darauf, dass unser fachkundiges und top geschultes Personal uns teilweise bereits seit über 20 Jahren treu zur Seite steht. Das ist heutzutage kein selbstverständliches Bild in der Fahrradbranche. Auch wir haben Probleme, Fachpersonal zu finden. Zum Anderen können wir sehr zufrieden auf unsere Erweiterung im Laufe der Jahre sein. Mit dem Neubau unseres Rad-Centers 2003 hier in der Lise-Meitner-Straße auf dieser großen Fläche haben wir wohl den größten Schritt geschafft.

Welches Fahrrad ist gerade der absolute Verkaufsklassiker bzw. welchen Trend erfährt die Fahrrad Branche aktuell?
Natürlich das E-Bike. Vor ungefähr fünf Jahren ging dieser Trend los und löste damals den Trend des Mountainbikes ab. Heute bieten fast alle Hersteller neben ihrem normalen Sortiment alle Räder zusätzlich als elektrische Variante an. Auch hier im Rad-Center besteht fast dreißig Prozent des gesamten Sortiments aus Elektrorädern.

Wie haben sich Erwartungen und Ansprüche der Kunden im Laufe der Jahre verändert?
Die Kunden sind im Laufe der Jahre anspruchsvoller geworden. Da man für einen wichtigen Radkauf auch ein bisschen mehr Zeit investieren sollte, stehen wir im Radcenter auch gerne unter der Woche und gerne nach Terminabsprache für ausführliche Beratungsgespräche und Probefahrten zur Verfügung. Gerade samstags sind alle unsere Verkäufer voll ausgelastet, da ergeben sich ab und an Wartzeiten.

Ist der Online-Markt eine große Konkurrenz für Sie?
Der Online-Handel ist zwar eine Konkurrenz, aber meiner Meinung nach keine besonders große. Natürlich erleben wir immer wieder, dass sich Menschen ausführlich bei uns beraten lassen und dann online einkaufen. Da sich aber die Online-Preise für Fahrräder nicht besonders von denjenigen im stationären Handel abheben, setzen dann viele Kunden doch auf die persönliche Beratung. Beim Fahrradkauf sollte man das Rad ja auch ausführlich testen, das geht natürlich im Internet nicht.

E-Bike oder herkömmliches Fahrrad?
Ich fahre seit Jahren mit dem E-Bike, das ist aber auch ein bisschen meiner körperlichen Verfassung geschuldet, denn Knieprobleme und eine Artrose machen es für mich unmöglich, auf einem normalen Fahrrad zu fahren. Ab und zu setze ich mich aber dennoch für die eine oder andere Tour auf das Rennrad.

Wie verbringen Sie Ihre Freizeit am Liebsten?
Viel Zeit für Freizeitaktivitäten bleibt mir nicht, eigentlich kann ich nur die Sonntage so richtig genießen. Und selbst dann setze ich mich auf’s Rad und radle mit meiner Frau zum Beispiel in den Biergarten. Auch wenn wir Urlaub machen haben wir die E-Bikes immer dabei.

Wo sehen Sie Ihr Unternehmen in fünf bis zehn Jahren?
Ich denke wir werden weiterhin an unserem Standort in der Lise-Meitner-Straße in Augsburg erfolgreich sein und bis dahin noch mit einigen Erweiterungen, auch im Sortiment, punkten können.