Interview mit Georg Schneider von der Vollwertbäckerei Schneider

LOCAL HERO des Monats September

Was vor genau 100 Jahren in einer kleinen Backstube im Augsburger Stadtteil Pfersee begann, hat sich bis heute zu einer namhaften Bäckerei in Augsburg und dem Umland entwickelt. Was stets gleich blieb, sind die familiären Strukturen im Generationenbetrieb der Vollwertbäckerei Schneider. Im Interview mit TRENDYone blickt Geschäftsführer Georg Schneider auf die Besonderheiten in der Firmengeschichte zurück und erzählt, weshalb sich die Begeisterung für das Bäckerhandwerk so lange Zeit in der Familie halten konnte

TRENDYone: Seit wann gibt es die Vollwertbäckerei Schneider und wie sahen die Anfänge des Betriebes aus?
Georg Schneider: Unsere Bäckerei gibt es seit dem Jahr 1919. Sie wurde von meinen Urgroßeltern in Pfersee gegründet, dort befindet sich auch heute noch unser Stammhaus. Angefangen haben wir damals als eine kleine Bäckerei in einem Stadtteil. Von dieser Sorte gab es zu der Zeit relativ viele. Von rund 20 Bäckern, die es damals in Pfersee gab, sind wir heute der einzige, der noch existiert. Unser Betrieb liegt seitdem über die Generationen hinweg im Familienbesitz.  

Wie sah Ihr persönlicher Werdegang aus, bevor Sie Geschäftsführer der Bäckerei wurden?
Ich habe nach meiner Schulzeit in sechs Jahren gleich drei Lehren – alle in fremden Betrieben– absolviert, das ist vielleicht etwas ungewöhnlich. Ich bin nicht nur Bäcker und Konditor sondern auch gerlernter Bürokaufmann. Im Hinblick auf die bereits damals geplante Betriebsübernahme wollte ich mir nicht nur handwerkliche sondern auch kaufmännische Fähigkeiten aneignen. Nach meinem Zivildienst habe ich dann in einigen anderen Bäckereien in München und Österreich gearbeitet, um zu sehen, was ich noch an neuen Erfahrungen dazugewinnen kann. Zu Hause angekommen legte ich dann die Meisterprüfungen als Bäcker und Konditor ab und stieg anschließend in die Firma mit ein.  

Was würden Sie als die „Meilensteine“ des Betriebes bezeichnen, der in diesem Jahr 100 Jähriges Jubiläum feiert?
Zunächst einmal war es ein Meilenstein, dass sich mein Urgroßvater im Jahr 1919 getraut hat, diesen Betrieb zu eröffnen, obwohl er gerade erst vom Krieg zurückgekehrt war. Mit der Geschäftsübernahme in den Siebzigern hat mein Vater dann das Backen zu seinen Ursprüngen zurückgebracht und sich bewusst gegen das Verarbeiten von vorgefertigten Backmitteln entschieden. Vielmehr wollte er Getreide weiterhin selbst mahlen (was bis heute noch geschieht) und hat somit als ein sehr kleiner Betrieb – aber dennoch einer der ersten in Süddeutschland – begonnen, Bio-Brot zu backen. Anfang der 2000er Jahre haben wir dann die ersten kleinen Cafes eröffnet und setzen es uns heute zum Ziel, unser Gesamtauftreten zu verändern. Wir wollen durch den Slogan „Schneider – wertvoll backen“ auch zeigen, dass sich nicht nur der Markt sondern auch unsere Produktpalette und das Angebot mit den Jahren verändert bzw. verbessert hat. Deshalb führen wir seit Mitte 2019 auch ein neues Logo. 

Was gefällt Ihnen persönlich am Besten an Ihrer Tätigkeit?
Es ist die Abwechslung. Mir gefällt das handwerkliche unheimlich gut und je häufiger ich am Schreibtisch sitze, merke ich, dass es mir sehr fehlt. Umso schöner ist es, wenn ich immer wieder mal in der Backstube aushelfen darf. Es ist toll zu sehen, wie Lebensmittel aus so einfachen Zutaten wie Wasser und Mehl entstehen. Natürlich macht es mir genauso Spaß den Betrieb zu prägen und voranzubringen.

Wie hat sich das typische Bäckereigeschäft und das Anspruchsdenken der Kunden in den letzten Jahren verändert?
Gegen Ende der 1990er Jahre gab es eine Wandlung im Bereich der Bäcker. Immer mehr Kollegen haben sich dazu entschieden, auch Biobrote zu backen. Der Wettbewerb im Liefergeschäft stieg an. Somit haben wir einige Umstrukturierungen vorgenommen und uns vom Lieferbetrieb zum Filialbetrieb gewandelt. Den Trend des Außerhaus-Verzehrs und die Tatsache, dass ein Bäcker auch Kaffee und belegte Sandwiches anbieten muss, haben natürlich auch wir mit unserem Bäckereikonzept mitgemacht. Mir war dabei aber ganz wichtig, in diesem Bereich trotzdem weiterhin authentisch zu bleiben. Es wird mehr denn je Wert auf Qualität und Nachhaltigkeit gelegt. Diese Erwartungen können wir erfüllen, deshalb sind wir im Juli auch zum Ökoprofit-Betrieb ausgezeichnet worden. 

Nach welcher Leitlinie wird in Ihrem Betrieb gearbeitet?
Für uns ist handwerkliches und natürliches Arbeiten wichtig. Dabei muss aber alles noch menschlich bleiben. Vor allem im Umgang untereinander, mit Lieferanten oder mit unseren Gästen. Menschlichkeit und guter Umgang miteinander – das ist auch in gewisser Weise mein persönliches Lebensmotto. 

Wie viel Freizeit bleibt Ihnen pro Woche und wie verbringen Sie diese?
Ich bin von Montag bis Samstag im Betrieb eingespannt. Am Sonntag halten mir meine Mitarbeiter den Rücken frei, also kann ich an diesem viel Zeit mit meiner Frau und unseren drei Kindern verbringen. Wir planen dann meist Ausflüge oder entspannen auch mal den ganzen Tag zu Hause. Ich hoffe, dass ich meinen drei Söhnen die Freude und den Stolz am Handwerk so vermitteln kann, dass diese daran genauso viel Spaß haben wie ich.