Über 400 Bürgerinnen und Bürger diskutieren kritisch über Windkraft im Allgäu
Großer Andrang in Waltenhofen
Nachfolgend eine Pressemitteilung der Bürgerinitiative „Weitblick", die am 1. Juli in Waltenhofen eine kritische Informationsveranstaltung zur Windkraft im Allgäu abhielt.Die Verantwortlichkeit für den Inhalt der PM liegt bei der Bürgerinitiative. Großer Andrang bei Informationsveranstaltung zur Windkraft in Waltenhofen – über 400 Bürgerinnen und Bürger diskutieren kritisch die Ausbaupläne
Gleich zu Beginn betonte WEITblick-Sprecher Martin Stanscheit die Bedeutung eines sachlichen und offenen Dialogs mit den politischen Entscheidungsträgern. „Wir fordern, dass die Argumente der Bürger ernst genommen und gehört werden. Den entstehenden Schaden für Natur- und Kulturlandschaft im Zuge der Flächenausweisung einfach zu ignorieren, ist nicht akzeptabel – vor allem vor dem Hintergrund, dass der von der Politik angenommene Strombedarf deutlich zu hoch angesetzt wurde.“
Stanscheit verwies in seinem Vortrag auf die aktuelle Aurora-Studie, wonach der tatsächliche Strombedarf im Jahr 2045 lediglich 715 TWh betragen werde – und nicht, wie bislang unterstellt, 1.150 TWh. Entsprechend seien die Ausbauziele auch auf regionaler Ebene dringend zu korrigieren. Besonders hart kritisierte er die unfaire Lastenverteilung: Allein die Gemeinde Weitnau soll mehr als die Hälfte der im Oberallgäu geplanten Windkraftflächen tragen – mit dramatischen Folgen für Tourismus und kommunale Entwicklungsperspektiven.
Im Anschluss nahm Physikprofessor Dr. Gerd Ganteföhr das Publikum mit auf eine Reise durch das zunehmend instabile deutsche Stromsystem. Er legte dar, wie der stark schwankende Einspeisecharakter von Wind- und Sonnenenergie zu einer teuren Dauerkrise führe: „Wir schalten Windräder ab, wenn sie zu viel Strom liefern – und kaufen dann teuer zu, wenn kein Wind weht.“ Seine eindrucksvollen Grafiken und Vergleiche sorgten für nachdenkliche Gesichter und kritische Rückfragen aus dem Publikum. Ganteföhr warnte eindringlich vor einer schleichenden Deindustrialisierung durch hohe Strompreise und politische Fehlsteuerung.
Als dritter Redner wurde Prof. Erwin Hussendörfer, Wald- und Forstexperte der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, online zugeschaltet. Er machte deutlich: „Der Wald ist ein entscheidender Klimaschützer – und kein beliebig nutzbares Bauland.“ Das Schlagen von Schneisen, Bodenverdichtung durch Bauverkehr und die Rodung intakter Wälder hätten gravierende ökologische Folgen. Luftbildaufnahmen aus bestehenden Windkraftgebieten zeigten eindrücklich, wie Wälder über Jahre hinweg Schaden nehmen und Schritt für Schritt großflächig geschädigt werden.
Den Abschluss bildete eine Präsentation von Martin Stanscheit zu den wirtschaftlichen Auswirkungen von Windkraft auf den Tourismus im Allgäu. Laut einem aktuellen Kurzgutachten beläuft sich der Wertschöpfungsverlust für die Gemeinden Weitnau, Missen und Waltenhofen auf rund 250 Millionen Euro in zehn Jahren. Bis zu 30 Prozent weniger Gäste seien in naturbelasteten Regionen zu erwarten – ein Szenario, das viele der anwesenden Gastgeber und Tourismusbetriebe mit großer Sorge betrachteten.
Die Veranstaltung endete gegen 23 Uhr mit einer offenen Diskussion – engagiert, kontrovers, aber stets sachlich. Viele Gespräche wurden im Anschluss noch im kleinen Kreis fortgeführt. Die Bürgerinitiative WEITblick zieht ein positives Fazit: „Der Abend hat gezeigt, wie wichtig Information und echter Dialog sind. Wir werden uns weiter mit aller Kraft für den Schutz unserer Landschaft und für eine ausgewogene, regional-intelligente und wirtschaftlich tragfähige Energiepolitik einsetzen.“
Die Kernforderungen von WEITblick
Eine sofortige Anpassung der überhöhten Flächenziele auf das gesetzlich geforderte Maß von 1,1 %. Dadurch Reduzierung um 4.000 Hektar. Davon 2/3 Wald.
Ein Moratorium für alle geplanten Vorrangflächen im sensiblen Voralpenraum, bis eine Bedarfsprüfung auf Basis der aktualisierten Stromszenarien erfolgt ist.
Eine Evaluierung der Wirtschaftlichkeit und ökologischen Verträglichkeit der geplanten Standorte durch unabhängige Gutachten.
Die Beachtung der Forderungen der Energiewirtschaft nach Effizienz und maßvoller Planung – auch im Sinne der Bürgerakzeptanz und volkswirtschaftlichen Vernunft.
Vorfahrt für die Natur: Das seit 25 Jahren bestehende Ausschlussgebiet muss aufgrund der vorliegenden Erkenntnisse dringend erhalten bleiben.
WEITblick informiert
: Mehr als 2.000 verifizierte Unterschriften für die Online-Petition „Einzigartige Allgäuer Landschaft bewahren – keine Windparks auf den Allgäuer Voralpen!“