Lieblingsläden statt Logistikkette: Mehr als Shopping - Der Einzelhandel als Erlebnisort

Darum lohnt es sich, den Gang ins Geschäft dem Mausklick vorzuziehen

In einer Zeit, in der das Online-Shopping mit wenigen Klicks rund um die Uhr zugänglich ist, scheint der stationäre Handel oft im Schatten der digitalen Einkaufswelt zu stehen. Doch weit gefehlt! Der klassische Einzelhandel hat auch heute noch eine zentrale Bedeutung für unsere Innenstädte, unsere Gemeinschaften und unser Einkaufserlebnis. Tatsächlich bietet der Einkauf vor Ort zahlreiche Vorteile, die online nicht zu finden sind. Von der persönlichen Beratung über das haptische Erlebnis bis hin zur Förderung der regionalen Wirtschaft – der stationäre Handel hat einiges zu bieten.

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Bild: stock.adobe
Unsere Welt wird immer digitaler – Darum ist es wichtig, sich daran zu erinnern, welche Vorzüge das persönliche Einkaufen mit sich bringt. Gerade aktuell ist besonders zu beobachten, dass viele Innenstädte mit Leerstand kämpfen und lokale Händler ums Überleben ringen. Hier können bewusste Kaufentscheidungen dazu beitragen, den stationären Handel zu stärken und lebendige Einkaufsstraßen zu erhalten.
 
Persönliche Beratung und Kundenservice

Einer der größten Pluspunkte des hiesigen Einzelhandels ist die individuelle und fachkundige Beratung. Während Onlineshops oft nur allgemeine Produktbeschreibungen und automatisierte Chatbots bieten, profitieren Kundinnen und Kunden im Geschäft von der Expertise erfahrener Mitarbeiter. Egal ob es um die richtige Größe beziehungsweise Kombination von Kleidung, die Eigenschaften eines technischen Gerätes oder vieles weitere geht – im Laden kann man Fragen stellen und sich ausführlich beraten lassen. Dieser persönliche Kontakt schafft Vertrauen und führt oft dazu, dass man genau das Produkt findet, das den eigenen Bedürfnissen entspricht.
 
Besonders in Bereichen wie Mode, Kosmetik oder Technik ist die Beratung vor Ort von unschätzbarem Wert. Eine geschulte Fachkraft kann beispielsweise bei der Auswahl eines Parfums helfen, indem sie individuelle Vorlieben berücksichtigt. Ebenso kann ein Technikexperte zum Beispiel erklären, welches Haushaltsgerät die besten Funktionen für die eigenen Bedürfnisse bietet. Diese Expertise gestaltet den Einkauf nicht nur effizienter, sondern auch angenehmer.
 
Direkte Verfügbarkeit und sofortige Mitnahme
Ein weiterer Vorteil des lokalen Handels ist die meist sofortige Verfügbarkeit der Produkte. Wer online bestellt, muss oft mehrere Tage oder sogar Wochen auf die Lieferung warten. Im Laden hingegen kann man den gewünschten Artikel in der Regel sofort mitnehmen, ausprobieren und bei Bedarf umtauschen. Besonders bei dringend benötigten Waren wie Medikamenten, Kleidung für besondere Anlässe oder Geschenken in letzter Minute ist dieser Vorteil unschlagbar.
 
Gerade in der heutigen schnelllebigen Zeit, in der Flexibilität und Spontanität eine große Rolle spielen, ist die direkte Verfügbarkeit ein entscheidender Faktor. Niemand möchte riskieren, dass ein dringend benötigtes Produkt nicht rechtzeitig ankommt oder durch Verzögerungen in der Lieferkette nicht mehr verfügbar ist. Der stationäre Handel bietet hier eine sichere Alternative.
 
Das sinnliche Einkaufserlebnis
Einkaufen ist mehr als nur der Erwerb von Produkten – es ist eine Erfahrung für die Sinne. Das Betrachten, Anfassen, Riechen und Probieren von Waren ist ein elementarer Bestandteil des stationären Handels, der online nicht nachgebildet werden kann. Kleidung kann anprobiert, Stoffe gefühlt, Kosmetik getestet und Lebensmittel probiert werden. Dieses sinnliche Erlebnis gibt den Kundinnen und Kunden Sicherheit bei ihrer Kaufentscheidung und verhindert Fehlkäufe.
 
In der Modebranche ist es ein großer Vorteil, Stoffe auf der Haut zu spüren und Farben im richtigen Licht zu betrachten. Bei Lebensmitteln können Verkostungen helfen, sich für die beste Wahl zu entscheiden. In Möbelgeschäften kann man sich auf Sofas setzen, Matratzen testen und sich so ein realistisches Bild von einem Produkt schaffen. All dies führt dazu, dass man bewusster und mit größerer Zufriedenheit einkauft.
 
Gemeinschaft und soziale Interaktion

Ein Bummel durch die Stadt ist nicht nur eine Gelegenheit zum Einkaufen, sondern auch eine soziale Aktivität. Der hiesige Einzelhandel bringt Menschen zusammen – sei es beim Plausch mit der Verkäuferin, beim Treffen mit Freunden im Café oder beim Schlendern über den Wochenmarkt. Diese soziale Komponente des Einkaufens stärkt das Gemeinschaftsgefühl und gestaltet das Shopping-Erlebnis angenehmer sowie persönlicher. Darüber hinaus engagieren sich viele Einzelhändler aktiv in der lokalen Gemeinschaft, etwa als Sponsoren von Sportvereinen, Faschingsgruppen oder anderen kulturellen Initiativen. Sie tragen so nicht nur zur wirtschaftlichen Stabilität, sondern auch zum sozialen Leben der Region bei.
 
Shopping-Center als beliebter Treffpunkt
Einkaufszentren bieten neben zahlreichen Stores, lebendige Treffpunkte, an denen Menschen sich begegnen, essen, trinken und ihre Freizeit genießen können. Die Mischung aus Einzelhandel, Gastronomie und Freizeiteinrichtungen schafft ein attraktives Gesamtangebot, das den Besuch zu einem Erlebnis macht. Außerdem ermöglichen sie den Einzelhändlern, in einer zentralen Lage zu bleiben, was für die Kunden die Zugänglichkeit und das Einkaufserlebnis verbessert – Parkmöglichkeiten sind hier ebenfalls ausstreichend gegeben.
 
Risiken des Onlinehandels und Leerstände in Innenstädten

Obwohl der Onlinehandel viele Vorteile bietet, birgt er auch erhebliche Risiken für die lokale Wirtschaft und die Vielfalt der Innenstädte. Ein besonders besorgniserregender Trend ist der zunehmende Konkurs von stationären Geschäften, die nicht mit der Konkurrenz durch Onlineshops mithalten können. Kleine und mittelständische Unternehmen, die einst als Herzstück unserer Städte und Gemeinden galten, sehen sich zunehmend der Herausforderung ausgesetzt, gegen die Preisgestaltung und die Einkaufsoptionen im Internet anzutreten. Diese Entwicklung führt dazu, dass immer mehr Geschäfte schließen und die Innenstädte mit Leerständen kämpfen.
 
Nicht nur die Händler, sondern zudem die Kunden und die Gemeinschaft leiden darunter. Der Verlust von lokalen Geschäften beeinträchtigt die Attraktivität der Innenstädte, was zu einer Abnahme des Fußgängeraufkommens und einem Rückgang der Lebensqualität führt. Statt lebendiger Einkaufsstraßen entstehen triste, verwaiste Orte, die das Stadtbild negativ verändern. Die Schließung von Geschäften hat zusätzlich negative Auswirkungen auf die Arbeitsplätze, die vor Ort geschaffen wurden. Viele Menschen, welche in kleinen Boutiquen, Cafés oder Familienunternehmen gearbeitet haben, finden sich plötzlich arbeitslos, da ihre Arbeitgeber aufgrund des Wettbewerbs durch den Onlinehandel nicht mehr konkurrenzfähig sind.
 
Die Herausforderung besteht darin, ein Gleichgewicht zwischen der Bequemlichkeit des Onlinehandels und der Notwendigkeit, die Vielfalt und Lebendigkeit unserer Innenstädte zu erhalten, zu finden. Eine bewusste Entscheidung, lokal einzukaufen und stationäre Geschäfte zu unterstützen, ist ein wichtiger Schritt, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken.
 
Wer lokal einkauft, leistet auch einen Beitrag zum Umweltschutz und zur regionalen Wirtschaft. Die Einzelhändler unterstützen zudem lokale Produzenten und verkürzen Transportwege, was CO2-Emissionen reduziert. Darüber hinaus fällt beim Einkauf vor Ort meist weniger Verpackungsmüll an als bei Online-Bestellungen, die oft aufwändig verpackt und verschickt werden. Viele stationäre Händler setzen zudem auf nachhaltige Produkte und faire Herstellungsbedingungen, was zu einer bewussteren Kaufentscheidung beiträgt.
 
Fazit
Die Geschäfte in unseren Innenstädten und in der Umgebung bieten mehr als nur Produkte. Sie schaffen Erlebnisse, fördern den sozialen Austausch, unterstützen die regionale Wirtschaft und sorgen für lebendiges Treiben. Trotz der Bequemlichkeit des Onlinehandels bleibt das Einkaufen vor Ort unersetzlich. Wer Wert auf persönliche Beratung, sofortige Verfügbarkeit, Nachhaltigkeit und ein echtes Einkaufserlebnis legt, sollte dem stationären Handel den Vorzug geben.

Stadtmarkt als Shopping-Faktor für den Handel
Seit Mitte April verlängert der Augsburger Stadtmarkt seine Samstagsöffnungszeiten im Rahmen einer Pilotphase bis zum Jahresende. Statt wie bisher um 14 Uhr schließen die Stände nun erst um 17 Uhr. Diese Änderung soll die Attraktivität des Stadtmarkts steigern und mehr Aufenthaltsqualität für Besucher bieten. Die Teilnahme an dieser Pilotphase ist für die Händler freiwillig. Die Stadt hofft jedoch auf eine breite Beteiligung, um das vielfältige Angebot auch während der verlängerten Öffnungszeiten aufrechtzuerhalten. Eine erste Evaluierung der Maßnahme ist für Oktober 2025 geplant.

Gratis-Parken fürs Klima – und den Handel
E-Autos parken kostenlos in Augsburgs Innenstadt

Ein Bummel durch Augsburgs Innenstadt wird für E-Auto-Fahrer jetzt noch attraktiver: Seit dem 1. April 2025 dürfen Fahrzeuge mit „E“-Kennzeichen bis zu drei Stunden kostenfrei auf öffentlichen, gebührenpflichtigen Parkplätzen stehen – ein klarer Gewinn für alle, die nachhaltig unterwegs sind und gleichzeitig den lokalen Einzelhandel unterstützen wollen. Ob Shopping in der Annastraße, ein Cafébesuch in der Altstadt oder ein kurzer Termin beim Friseur – wer elektrisch fährt, spart sich das Parkticket und kann entspannt in die Innenstadt kommen. Voraussetzung ist eine sichtbare Parkscheibe. Die Maßnahme gilt auf öffentlich bewirtschafteten Flächen, nicht in Parkhäusern oder auf privaten Parkplätzen. Gerade in Zeiten, in denen viele Innenstädte um Kundenfrequenz kämpfen, könnte diese Entscheidung auch dem lokalen Handel zugutekommen. Weniger Parkkosten bedeuten mehr Anreize für spontane Einkäufe und kurze Wege. Die Stadt Augsburg zeigt damit, wie Umweltbewusstsein und Wirtschaftsförderung Hand in Hand gehen können.

Kostenlos parken – aber nur auf der bayerischen Seite
Neu-Ulm belohnt E-Autofahrer – Ulm zögert noch

Wer lokal einkaufen möchte und mit dem E-Auto kommt, hat in Neu-Ulm einen klaren Vorteil: Seit April 2025 dürfen Fahrzeuge mit „E“-Kennzeichen bis zu drei Stunden kostenlos auf öffentlichen Parkplätzen stehen – ein echter Bonus für den Stadtbummel. In Ulm hingegen gilt die Regelung bislang nicht. Besonders für Kundinnen und Kunden, die zum Shoppen oder für Erledigungen in die Innenstadt kommen, ist das kostenfreie Parken ein starkes Signal. Parkscheibe nicht vergessen – und schon geht’s umweltfreundlich ins nächste Geschäft, Café oder zum Wochenmarkt. Die Stadt Neu-Ulm will so nicht nur den Klimaschutz vorantreiben, sondern auch dem Einzelhandel neue Impulse geben.

Ulm wartet auf Entscheidung aus Stuttgart
In Ulm hingegen bleibt alles beim Alten – Baden-Württemberg hat bisher keine vergleichbare Regelung. Die Landesregierung prüft derzeit entsprechende Maßnahmen, doch konkrete Entscheidungen stehen aus. Wer in Ulm und Neu-Ulm lebt, kennt das Dilemma: Ein paar Meter machen bei den Parkkosten inzwischen den Unterschied.

Hier geht es zu den Statements:

Cornelia Bürger (Cosmetic Gallery, Grandel Flagshipstore)

Georg Riegel (Riega Küchenstudio)

Fabian Messner (Modepark Röther)

Alexander Ferstl (Modehaus JUNG)

Elke Hehl (IHK Schwaben)

Christiane Kickum (City Initiative Donauwörth)

Heinz Stinglwagner (City Initiative Augsburg e.V.)

Katrin Sommer (Center Consulting Sommer)

Dr. Christiane Huber (Betten Huber)

Axel Haug (City-Galerie)

Lena Gronde (GRONDE Sehen & Hören)

Bernd Zimmerly (Elektrohaus Zimmerly)

Andreas Gärtner (Handelsverband Bayern)

Wida Maher (WiN)

Sibel Emil (Südwest Presse / Hapag Lloyd Reisebüro)

Tim Klamser (Sport Klamser GmbH)

Christine und Gabriele Hübner (Mode im Lustgarten)

Klaus Zwiebel (ECKERLE Augsburg)